Olympische Spiele in Sotschi kosten mehr als alle vorherigen Winterspiele zusammen
Über die Repressionen gegen Minderheiten in Russland wurde in den vergangenen Monaten umfassend berichtet. Das ZDF hat jetzt in einem Beitrag von Frontal 21 nochmal Putins Größenwahn genauer unter die Lupe genommen, mit dem er in Sotschi seinen Traum von Olympia gegen alle Widerstände und Bedenken durchsetzt – leicht diktatorisch eben. Die Kosten für das große Spektakel liegen nach Schätzungen bei rund 50 Milliarden Dollar, umgerechnet etwa 37 Milliarden Euro. Wahnsinn, mit dem Geld hätte man auf jeden Fall die eine oder andere Schule bauen können. Oder warum nicht auch mal ein paar Euro statt in Stadien ganz nachhaltig und umweltfreundlich gegen die Verseuchung von ganzen Regionen durch marode Pipelines investieren? Wohl eher nicht.
Nachhaltigkeit und Umweltschutz? Nicht bei diesem Prestigeprojekt
Was jedem Menschen, der sich ein bisschen mit Umweltschutz und Nachhaltigkeit beschäftigt, sauer aufstoßen muss, ist schon die absurde Wahl von Sotschi, einer Stadt an der subtropischen Schwarzmeerküste, als Austragungsort für Olympische Winterspiele – da kann man dem IOC für die Auswahl nur gratulieren. Ein Oppositionspolitiker beschreibt die grotesk anmutende Entscheidung so: „Russland ist ein winterliches Land, mit Schnee, Eis und ewigem Winter. Mann muss die Landkarte lange absuchen, um einen Ort zu finden, wo nie Schnee liegt. Putin hat genau diesen Ort gefunden.“ Winterliches muss deshalb 50 Kilometer entfernt von Sotschi passieren, in den Bergen des Kaukasus – aber Putin wollte es eben so.
Geld scheint bei der Vorbereitung auf die Spiele keine Rolle zu spielen. Dass die Kosten für die Spiele so aus dem Ruder gelaufen sind, liegt nach Ansicht der Reporter vor allem an Fehlplanung und Korruption. Die Neubauten in Sotschi sollen rund drei Mal so teuer sein wie vergleichbare in vorherigen Olypmpiastädten, obwohl massenweise billige Arbeitskräfte aus Usbekistan und Tadschikistan verfügbar waren. 37 Milliarden Euro Kosten insgesamt, so viel sollen alle Winterspiele bislang zusammen gekostet haben, ein Wahnwitz. Fast die Hälfte des Geldes soll in dunklen Kanälen versickert sein. Gerade staatliche Stellen sollen bei der Korruption ganz vorne mit dabei sein, die Beamten führten sich auf als seien sie „Herren der Baufirmen“, so ein russischer Bauunternehmer, der sich aus dem Geschäft in Russland zurückzog, weil er nicht mehr Beamte schmieren wollte. Offene Drohungen seien durchaus üblich gewesen, überhaupt zähle ein Leben in Russland bekanntlich nicht viel.
Hat das IOC bei der Durchsicht der Bewerbung geschlafen?
Viele Bewohner mussten weichen oder wurden obdachlos, weil sie für Olympia enteignet wurden, dafür wurde extra ein passendes Gesetz verabschiedet. Auch die Umwelt hat ihren Teil abbekommen, es wurde fleißig gerodet und ganze Ökosysteme zerstört, dabei sind doch Stichworte wie „Nachhaltigkeit“, „umweltfreundlich“ und „grün“ wahnsinnig gerne gesehen, wenn es um die Bewerbungen für Olympische Spiele geht. Berichte über die Sünden sind von staatlicher Seite – wenig überraschend – nicht gerne gesehen, Umweltschützer und Reporter wurden an ihrer Arbeit gehindert. Es wäre interessant zu sehen, ob das ganze Drama vorab aus der Bewerbung Russlands abzusehen war oder ob man hier geschönte Zahlen verwendet hat – in jedem Fall sollte sich das IOC nochmal am Kopf kratzen, ob das optimal gelaufen ist.
Da macht das Zuschauen vor dem heimischen Fernseher besonders viel Spaß, mögen die Spiele beginnen!
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