Für den Rest des Jahres leben wir vom Naturkapital – nicht von den Zinsen
Wer will sich da kein Sektchen aufmachen und gepflegt anstoßen? Der 20.8. ist in diesem Jahr der „Earth Overshoot Day“, am heutigen Tag hat die Menschheit damit bereits so viele natürliche Ressourcen verbraucht, wie unsere Erde in einem Jahr zur Verfügung stellen kann. Das hat jedenfalls das Global Footprint Network errechnet und sagt dazu, dass wir für den Rest des Jahres von unserem Kapitel leben, weil wir den Bedarf an natürlichen Ressourcen nur stillen können, indem wir über die Tragfähigkeit der Erde hinausgehen, mehr erneuerbare Ressourcen verbrauchen als nachwachsen können und mehr CO2 in die Atmosphäre blasen als von der Natur umgewandelt werden kann. Nachhaltigkeit ist anders! Wälder werden abgeholzt, Arten werden vernichtet, Ökosysteme kollabieren.
Jedes Jahr kommt der Earth Overshoot Day ein Stück früher
Seit den 70ern wird ja darauf hingewiesen, dass wir uns den Grenzen des Wachstums nähern, daran hat sich auch bis heute wenig geändert. Ganz im Gegenteil, wenn man den Schätzungen zum Earth Overshoot Day glauben kann, die jedes Jahr neu erstellt werden. 1993 war der Earth Overshoot Day der 21.10., zehn Jahre später fiel er schon auf den 22.9. Jetzt haben wir uns also wacker in den August vorgearbeitet und es sieht ganz danach aus, dass wir nicht nachhaltiger leben sondern irgendwann – wahrscheinlich gegen Mitte dieses Jahrhunderts – im Juli die Korken kallen lassen können…
Das Ausmaß der Überbeanspruchung unserer natürlichen Ressourcen ist ziemlich ungleich verteilt. Auf der Seite des Global Footprint Networks ist dargestellt, welche Länder hinsichtlich ihrer Biokapazität über ihre Verhältnisse leben und welche (noch) als nachhaltig bezeichnet werden können. Die Umweltschützer gehen davon aus, dass wir heute schon 1,5 Erden bräuchten, um unseren Lebensstil aufrecht erhalten zu können und die Tragfähigkeit der Erde nicht zu überschreiten. Als Beispiele von Ländern, die auf Kosten des natürlichen Kapitals leben, werden z. B. China (2,5 Chinas wären nötig, um den Lebensstil der Chinesen tragen zu können), Frankreich (1,6), USA (1,9), Griechenland (3,1), Schweiz (4,2) und Japan (7,1 genannt). Interessant ist, dass bei der Berücksichtigung des vorhandenen Naturkapitals zum Beispiel die USA gar nicht so schlecht abschneiden, wie man vielleicht aus den ganzen Diskussionen rund um den Klimawandel und CO2-Ausstoß vermuten würde, da stehen viele europäische Länder schlechter da.
Es gibt auch Länder, die bis jetzt noch nicht über ihre Verhältnisse leben, z. B. Australien, Brasillien, Kanada, Schweden oder Indonesien. Aber bei allen diesen positiven Beispielen zeit sich auch, dass die Biokapazität in den Ländern trotz eines relativ kleinen ökologischen Fußabdrucks über die letzten Jahrzehnte stetig abgenommen hat.
Mangel an Nachhaltigkeit bleibt nicht ohne konkrete Folgen
Dass wir als Menschheit insgesamt derart auf das natürliche Kapital zurückgreifen und beständig vom Konto abbuchen, hat nicht nur abstrakte Konsequenzen, die wir gar nicht zu spüren kriegen. Wahrscheinlich werden wir schon bald stärker mitbekommen, dass wir auf einem falschen Weg sind. Im berühmten Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ wurde schon in den 70ern prognostiziert, dass wir auf eine Krise zusteuern, die sich nicht erst plötzlich bei ihrem Eintritt zeigen wird, sondern schon vorher zu spürbaren Auswirkungen auf unser Leben führen wird. Das Fazit der Umweltschützer: „Wir sind weit über dem Budget, welches uns zur Verfügung steht und die Schulden akkumulieren sich. Es ist eine ökologische Überschuldung, deren Preis immer höher steigt: Nahrungsmittelknappheit, Bodenerosion, sowie der steigende CO2 – Ausstoss in unsere Atmosphäre geht einher mit verheerenden menschlichen und monetären Kosten.“
Mehr zu spannenden nachhaltigen Themen gibt’s hier im Blog oder direkt bei Coromandel, einfach mal reinschauen!