Weniger Antibiotika in der Tierhaltung – echter oder nur scheinbarer Erfolg
Widersprüchliche Neuigkeiten aus der guten, deutschen Lebensmittelindustrie, genauer zum großflächigen Einsatz von Antibiotika, über den wir in unserem Coromandel Blog schon geschrieben haben. Hierzulande wird immer noch fleißig gespritzt (oder wie auch immer man den Tieren die Medikamente noch verabreichen kann), was sowohl Tierschützer auf den Plan ruft als auch dem geneigten Fleischesser Sorgenfalten auf die Stirn zeichnet, da sich durch den massiven Einsatz mehr und mehr Resistenzen gegen Keime bilden können – im schlimmsten Fall kann der massive Einsatz also tödliche Folgen für den Menschen haben. Eine Einschränkung wäre also unbedingt geboten, deshalb sind wir von Coromandel auch – neben einer Reihe anderer Gründe – Fans vom Bio-Landbau, wo der Einsatz deutlich strikter gehandhabt wird.
Einsatz von Medikamenten sinkt, aber von extrem hohem Niveau
In der Presse waren nun in den letzten Tagen ziemlich zweideutige Meldungen über die Lebensmittelindustrie und die Tierhaltung zu lesen, als Leser war man ein bisschen hin- und hergerissen zwischen Freude und Ernüchterung. So war zum Beispiel in der Überschrift der Rheinischen Post davon zu lesen, dass Bauern ihren Nutztieren weniger Antibiotika geben würden. So weit, so gut! Auch die Süddeutsche Zeitung hat eine entsprechende Meldung zum Einsatz von Medikamenten in der Tierhaltung mit der Schlagzeile „Weniger Antibiotika in der Tiermast“ überschrieben. Das sind doch erst mal überaus gute Nachrichten, jedes bisschen Weniger an Medikamenten ist sowohl für die Tiere als auch für uns Verbraucher wünschenswert.
Durch die Berichte in anderen Medien wurde die Freude über die guten Meldungen dann aber doch leicht getrübt. So war bei SPON zu lesen, dass Deutschland weiter massiv Antibiotika in der Tiermast einsetzt. Demnach sinke der Einsatz von Antibiotika in Deutschland zwar, aber leider nur langsam, und das von einem wahnsinnig hohen Niveau – wodurch der Rückgang wieder in einem anderen Licht zu sehen ist. Nach Informationen von SPON wurden im Jahr 2012 mehr als 1600 Tonnen der Medikamente bei Tieren verabreicht, damit gehöre „der Griff zum Antibiotikum für viele deutsche Landwirte weiterhin zum Standardprogramm bei der Behandlung von Tieren“, buärks… Der Rückgang von 2013 zu 2011 lag damit immerhin bei 87 Tonnen oder rund fünf Prozent, wenigstens stimmt also die Richtung!
Deutschland beim Antibiotikaeinsatz weiter in Spitzengruppe in Europa
Laut Bundeslandwirtschaftsministerium gehört Deutschland mit diesen Mengen allerdings weiter zu den absoluten Spitzenreitern, ein trauriger Rekord. Nicht nur kranke Tiere werden bei uns behandelt, auch den gesunden Stallgenossen werden üblicherweise vorsorglich Medikamente ins Futter gemischt. Denn für die Fleischindustrie ist klar: Der wirtschaftliche Schaden für die Landwirte wäre einfach zu groß, wenn der ganze Stall betroffen wäre. Vor allem aber ist ärgerlich, dass von den Landwirten offenbar auch Medikamente für die Tiermast eingesetzt werden, die angesichts zunehmender Resistenzen von Menschen gegen Antibiotika als Reservemedikamente für schwere Fälle zurückgehalten werden. Im schlimmsten Fall fallen diese wichtigen Medikamente damit am Ende doch als letzter Strohhalm in der Behandlung erkrankter Menschen aus.
Masthähnchen sind von allen armen Geschöpfen in der Massentierhaltung am meisten von der Nutzung von Antibiotika betroffen. Bei einer durchschnittlichen Lebenszeit von gerade mal 39 Tagen erhalten sie an rund zehn Tagen Medikamente verabreicht, andere Tierarten wie Kühe werden da nicht so massiv behandelt – wahrscheinlich weil in Hühnerställen mit mehreren tausend Tieren einfach auch die Ansteckungsgefahr größer ist.
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