Infektionen mit resistenten Keimen werden ein zunehmendes Problem

Seit einigen Jahren kann man immer wieder in den Medien Berichte über Menschen lesen oder sehen, die sich eine bakterielle Infektion (z. B. durch gefährliche multiresistente Krankenhauskeime wie MRSA) eingefangen haben und denen mit Antibiotika nur schwer oder gar nicht geholfen werden konnte. Von Medizinern wurde bereits seit einiger Zeit gewarnt, dass diese Fälle zunehmen und dass immer mehr Keime gegen die meisten erhältlichen Antibiotika Resistenzen entwickeln – richtig harte Zahlen hat man zu diesem Thema allerdings bisher eher nicht gehört.

Nun hat die US-Seuchenschutzbehörde, die Centers for Disease Control and Prevention (CDC), eine Schätzung vorgelegt, wie viele Menschen allein in den USA jedes Jahr an bakteriellen Infektionen sterben, weil die Keime gegen mehrere Antibiotika resistent sind. Das erschreckende Ergebnis, das die CDC in ihrem Bericht „Antibiotic Resistance Threats“ aufführt: 23.000 Todesfälle sind allein in den Staaten auf solche resistenten Keime zurückzuführen, etwa so viele wie bei der gemeinen Influenza. Nur auf den Erreger MRSA sind rund 11.000 Todesfälle zurückzuführen. Die CDC spricht von einer drohenden Katastrophe, weshalb es dringend nötig sei, jetzt Alarm zu schlagen.

Mensch und Tier werden oft unkritisch behandelt – Massentierhaltung ist problematisch

Was ist das Problem und was hat das mit Nachhaltigkeit zu tun? Das Hauptproblem liegt darin, dass Antibiotika seit langem ziemlich unkritisch und auf breiter Front eingesetzt werden, obwohl dies oft gar nicht nötig wäre. Nach Schätzungen der CDC werden in den USA rund die Hälfte der Antibiotika unnötig oder falsch eingesetzt. Viele Menschen haben keine Ahnung, was der Unterschied zwischen einer bakteriellen (Antibiotika können helfen) und einer viralen (Antibiotika sind sinnlos) Infektion ist und nehmen vorsorglich antibiotische Medikamente, vielleicht hilft’s ja. Oft genug tragen auch die Ärzte eine Mitschuld, die leichtfertig Antibiotika verschreiben, ohne im Einzelfall zu schauen, ob das wirklich nötig ist. Beim Menschen werden so gezielt Resistenzen herangezüchtet.

Aber ein nicht minder großes Problem stellt der völlig wahnwitzige Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung und -zucht dar, hier ist man von ökologischer und gesunder Landwirtschaft vielfach noch meilenweit entfernt. Insbesondere wegen Risiken, die sich aus der Massentierhaltung ergeben, bei der sich Keime ungehindert unter den zusammengepferchten Tieren ausbreiten können, werden Antibiotika gerne auch vorbeugend oder mit dem Ziel eingesetzt, das Wachstum der Tiere zu beschleunigen. So gelangen die Unmengen an eingesetzten Medikamenten in die Nahrungskette, auf unseren Tellern, in unseren Körpern und in der Umwelt. Von vielen Seiten wird schon seit Jahren gefordert, dass Antibiotika in der Tierhaltung nur gezielt eingesetzt werden sollten, um Krankheiten zu behandeln und so die Entwicklung von Resistenzen zumindest zu verlangsamen. Auch von der Politik gab es in den letzten Jahren immer mal wieder zarte Vorstöße, hier etwas zu unternehmen und den Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft einzudämmen, aber ich kann mich nicht erinnern, dass sich hier schon etwas wesentlich verändert hätte.

Die CDC sieht diese Entwicklung sehr kritisch und sieht eine Katastrophe auf uns zukommen, denn bei jedem Einsatz von Antibiotika verändern sich die Bakterien und entwickeln Resistenzen. Wer meint, Antibiotika seien quasi unbegrenzt einsetzbar und könnten völlig problemlos eingesetzt werden, täuscht sich gewaltig. Je mehr Antibiotika heute verwendet werden, desto mehr Probleme werden wir in der Zukunft haben, weil kaum noch wirksame Medikamente zur Verfügung stehen. Die ersten Anzeichen dieser Entwicklung können wir ja bei den sich ausbreitenden Krankenhauskeimen schon sehen, in Deutschland infizieren sich jedes Jahr mehr als 100.000 Menschen mit dem Keim MRSA.

BUND engagiert sich mit Aufruf gegen Massentierhaltung

Passend zum Thema hat der BUND gerade in seinem Newsletter auf eine Aktion namens „BürgerInnen-Allianz gegen Massentierhaltung“ hingewiesen. Mit der Unterzeichnung des hinterlegten Aufrufs kann man sich gegen Massentierhaltung und für eine ökologische, gesunde und artgerechte Landwirtschaft aussprechen. Neben den unsäglichen Haltungsbedingungen der Tiere ist auch hier der wahllose Einsatz von Antibiotika Thema: „Die Folge dieser Politik sind wiederkehrende Lebensmittelskandale – von Dioxin in Eiern über Hähnchenfleisch mit antibiotika-resistenten Keimen bis hin zu illegal gehandeltem Gammelfleisch.“

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