Ausbeutung von Arbeitern läuft auch auf europäischem Boden

Der in Taiwan ansässige Foxconn-Konzern hat schon mehrmals als Elektronik-Zulieferer für Apple in Verbindung mit desaströsen Arbeitsbedingungen von sich Reden gemacht. Bisher ging’s dabei hauptsächlich um die Fabriken des Unternehmens in Fernost, aber jetzt ist die Ausbeutung offenbar auch nach Europa rübergeschwappt – plötzlich ist das Elend der Arbeiter so nah und nicht mehr am anderen Ende der Welt, es wird also schwerer, einfach wegzugucken.

Immer wieder schlechte Presse über Foxconn

Rund 1,3 Millionen Beschäftigte arbeiten laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International bei dem Elektronikkonzern, der vor allem für die Herstellung von Geräten wie Smartphones, Tablets oder Laptops bekannt ist – von solchen Mitarbeiterzahlen sind selbst die größten deutschen Konzerne wie Volkswagen oder die Deutsche Post weit entfernt. Die Arbeitsbedingungen in den Fabriken von Foxconn sollen, ganz im Gegensatz zu den glänzenden Hightech-Produkten wie dem iPhone, eher an jene erinnern, die noch zu Zeiten von Marx und Engels im Europa des 19. Jahrhunderts vorherrschend waren und mit sozialer Nachhaltigkeit nichts zu tun haben, denn hier werden Leute offenbar verheizt: Wochenarbeitszeiten bis zu 100 Stunden, Billiglöhne, mangelhafter Arbeitsschutz, despotische Unternehmer und Vorarbeiter. Mehrfach schon gingen die miesen Arbeitsbedingungen bei uns durch die Presse und haben dem Image von Unternehmen wie Apple oder Samsung einigen Schaden zugefügt, immer wieder war danach von Besserung die Rede. In diesem Sommer gab es Berichte, dass aufgrund der vielen schlechten Nachrichten die Allianz zwischen Apple und Foxconn bröckle und Apple einen Konkurrenten von Foxconn mit der Fertigung eines neuen Billig-iPhones beauftragt habe.

Arbeiter in den chinesischen Werken sind billige „iSlaves“

Passend zum Thema wurde kürzlich ein Sachbuch mit dem vielsagenden Titel „iSlaves“ veröffentlicht, das auf einer Studie chinesischer Soziologen basiert, die sich mit aktuellen und ehemaligen Foxconn-Mitarbeitern unterhalten haben. Auslöser für die Entstehung des Buchs war nach Angaben der Autoren eine Serie von Selbstmorden unter Foxconn-Arbeitern in den Jahren 2010 und 2011. Das Buch richtet das Augenmerk auf die Beteuerungen von Foxconn, dass sich die Zustände in den Fabriken ändern sollten. Wie sich zeigt, hat sich bisher nur wenig geändert, die Lebensbedürfnisse der Arbeiter würden weiterhin weitgehend dem hohen Profit untergeordnet. Die Autoren schreiben vom Einsatz von Millionen Schülerpraktikanten, Enteignung von Bauern für neue Fabriken, vergifteten Arbeitern und fehlenden Gließmaßen. Im Fazit heißt es: „Alles dient der Ausnutzung der Arbeitskraft. Foxconn züchtigt die Arbeiter und Arbeiterinnen körperlich und geistig, bestimmt ihre Arbeits- und Lebensweise und zwingt sie, 24 Stunden pro Tag verfügbar zu sein.“ Schöne globalisierte Arbeitswelt!

Und jetzt schlägt das Pendel offenbar aus dem fernen Asien wieder nach Europa zurück, im tschechischen Werk von Foxconn werden nach Medienberichten auch Arbeiter ausgebeutet. In einem Beitrag mit dem Titel „Shenzhen an der Elbe“ schreibt die Computerzeitschrift „c’t“ von Niedriglöhnen, Zwölf-Stunden-Schichten praktisch ohne Pausen und extremem Leistungsdruck. Nach Ansicht der Autoren funktioniert das System Foxconn auch in der EU. Betroffen sind offenbar vor allem Gastarbeiter aus Vietnam, Bulgarien und der Mongolei, die sich wahrscheinlich vom Arbeiten in der EU ein anderes Bild ausgemalt hatten. Für die Schinderei erhalten die Arbeiter in dem tschechischen Werk inklusive Überstunden und Bonuszahlungen nur 550 Euro pro Monat.

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