Umweltverschmutzung – Studie ermittelt die zehn giftigsten Orte der Welt
Wer sich gemütlich in deutschen Ballungsräumen niedergelassen hat und sich nun ärgert, dass scheinbar wöchentlich eine neue Mieterhöhung ins Haus flattert oder der Vermieter das Bad zugemauert hat, um eine Luxussanierung durchzuführen, könnte jetzt sein Glück im Ausland suchen. Jedenfalls, wenn er nicht viel Wert auf saubere Luft, die eine oder andere Grünfläche und ungeteerte Lungenflügel legt. Denn es gibt Städte, in denen garantiert kaum jemand freiwillig wohnen will, weil sie laut dem Umweltgiftreport der Schweizer Stiftung Green Cross zu den giftigsten Orten weltweit gehören – da sollte sich doch noch ein günstiges Appartment finden lassen.
Acht Länder im Ranking vertreten, Russland und Indonesien jeweils zweimal
Wer Interesse hat, muss jedoch etwas Distanz zwischen sich und die deutsche Heimat bringen, denn die zehn am meisten verschmutzten Orte weltweit liegen im Jahr 2013 in acht Ländern, von denen nur ein bis zwei für den Mitteleuropäer einigermaßen um die Ecke liegen: Argentinien (Matanza-Riachuelo), Bangladesch (immer wieder dabei, wenn es um nachhaltige Themen geht; Hazaribagh), Ghana (Agbogbloshie Dumpsite, der Name ist Programm), Indonesien (Citarum River und Kalimantan), Nigeria (Niger River Delta), Russland (Norilsk und Dzershinsk), Sambia (Kabwe) und die Ukraine (Tschernobyl). Die von Green Cross für die Orte jeweils aufgelisteten besonders schwerwiegenden Umweltgifte lesen sich wie das Rezept für einen toxischen Cocktail: Toluol, Chrom, Blei, Kadmium, Quecksilber, Pestizide, Öl, Sarin, Schwermetalle, Radionukleide…
Zwar sind die Bewohner der aufgeführten Städte besonders schlimm betroffen, weltweit sind aber rund 200 Millionen Menschen den gesundheitlichen Risiken ausgesetzt, die von Umweltgiften ausgehen. Nach Schätzungen der Stiftung sind die Auswirkungen der Umweltverschmutzung durch Gifte wie Blei, Quecksilber und Chrom ähnlich gravierend wie die durch Krankheiten wie Aids, Tuberkulose und Malaria. Für Menschen in Entwicklungsländern ist die Lage (wie die Auflistung der giftigsten Orte schon zeigt) besonders prekär, hier gehen laut dem Umweltgiftreport fast ein Viertel aller Todesfälle und über 80 % aller Krankheiten auf Umwelteinflüsse zurück.
Unser großer Nachbar Russland ist gleich mit zwei Städten in der Top-Ten-Liste vertreten, diese Auszeichnung teilt sich das Land nur mit Indonesien. In der Stadt Dzershinsk sind laut Green Cross rund 300.000 Menschen von der örtlichen Umweltverschmutzung betroffen, mehr Menschen also als z. B. in Freiburg oder Potsdam ingesamt leben. Zwischen 1930 und 1998 sollen hier knapp 300.000 Tonnen chemischen Abfalls unsachgemäß abgeladen worden sein – eine Umweltverschmutzung mit quasi epischem Ausmaß… Durch den Abfall sind 190 verschiedene Chemikalien ins Grundwasser gesickert, und das sind nur die Gifte, die identifiziert werden konnten. Mit diesen Dimensionen der Verschmutzung kann aber auch die andere russische Stadt im Ranking, Norilsk, locker mithalten. Hier sind seit den 1930er Jahren jährlich 500 Tonnen Kupfer- und Nickeloxide sowie zwei Millionen Tonnen Schwefeldioxid in die Luft geblasen worden – man kann sich vorstellen, dass der ganze Dreck im Umland auch wieder heruntergekommen und fleißig abgregnet ist.
Frühes Eingreifen für mehr Umweltschutz zahlt sich aus
Für das Green Cross macht es mehr Sinn, jetzt zu handeln, als hinterher den Dreck wegzumachen – vorher einzugreifen sei in jedem Fall billiger, auch wenn an vielen Orten das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Für mehr Umweltschutz brauche es natürlich Geld, aber auch politischen Druck sowie Bürgerengagement. Auch für die westlichen Industrieländer macht es, abgesehen vom Ausmaß der menschlichen Tragödie vor Ort, Sinn, sich im Kampf gegen die Umweltverschmutzung zu engagieren, denn die Auswirkungen treffen zwar vor allem die örtliche Bevölkerung, bleiben aber natürlich nicht auf das nächste Umfeld beschränkt. Quecksilber, das aus Elektromülldeponien in Ghana oder Indonesien ins Meer gelangt, dreht sich vielleicht schon längst in der Sushibar um die Ecke im Kreis um die Theke. Und wir können noch so viele regional angebaute Äpfel kaufen – wenn andernorts ein paar Millionen Schwefeldioxide in die Atmosphäre geblasen werden, machen sich unsere alltäglichen Versuche, dem Klimawandel zu begegnen, relativ witzlos aus…
Dass man beim Kampf gegen die Umweltverschmutzung durchaus erfolgreich sein kann, zeigt das positive Beispiel Indien. In den Jahren 2006 und 2007 waren noch indische Städte im Ranking der schmutzigsten Orte der Welt vertreten. Hier hat sich die Regierung aber in den vergangenen Jahren in großem Umfang engagiert, sodass jetzt andere Länder die rote Laterne haben.
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