Erhöhte Abgaswerte in den Städten

Frontal21 hat im Windschatten des VW-Skandals eine ganze Sendung dem Thema erhöhte Abgasgrenzwerte bei Autos, speziell Dieselfahrzeugen gewidmet. Zur Situationsanalyse beim Thema Abgase gehört erst mal, dass in unseren Städten die empfohlenen Grenzwerte für z. B. Stickoxide regelmäßig deutlich überschritten werden, ohne dass sich offenbar jemand genötigt fühlt, etwas dagegen zu tun. Wozu strenge Abgasgrenzwerte über Regelungen wie die EURO6-Norm einführen, wenn dann deutliche Überschreitungen, die entsprechend gesundheitsgefährdend sind, keinerlei Reaktion folgt?

Tricksen die Autokonzerne zu Lasten der Gesundheit?

Welchen Anteil haben die Autokonzerne an der dreckigen Luft an unseren Städten? Und zwar nicht nur VW. Um dieser Frage nachzugehen, haben die Reporter verschiedene Dieselfahrzeuge von unterschiedlichen Herstellern sowohl auf dem Rollenprüfstand als auch auf der Straße (zu so vergleichbaren Bedingungen wie möglich) getestet und dabei den Ausstoß von Abgasen gemessen. Das Ergebnis: Ein Passat mit verbotener Abschaltautomatik, deren Existenz von VW schon zugegeben wurde, übertraf die Abgasgrenzwerte auf der Straße deutlich, während auf dem Rollenprüfstand alles paletti war. Soweit keine Überraschung, deshalb steht ja VW im Moment auch unter Beschuss.

Merkwürdigerweise war es aber auch bei allen anderen getesteten Fahrzeugen von Mercedes, BMW und Renault der Fall, dass sich die Autos auf der Straße gänzlich anders verhielten als auf dem Rollenprüfstand. Wurde bei diesen also genau wie bei VW auch eine Abschaltautomatik verbaut, die im Straßenverkehr ordentlich Abgase rauslässt? Für die Hersteller ist die Sache scheinbar ganz klar: Sie täuschen nicht, die Versuchsanordnung bei Rollenprüfstand und Straßenbetrieb sei überhaupt nicht zu vergleichen und die Abweichungen damit auch nicht aussagekräftig.

Politik und Behörden sind seltsam träge

Experten halten die Aussagen der Hersteller für wenig glaubwürdig, jedenfalls mit Blick auf die krassen Unterschiede, die gemessen wurden, das ließe sich nicht durch die Abweichungen beim Versuchsaufbau erklären. Man darf also gespannt sein, was in den kommenden Monaten noch bei anderen Herstellern zutage gefördert wird- komisch nur, dass bis jetzt alles so ruhig ist und nach der großen VW-Welle nichts mehr zu hören ist.

Ein Grund könnte sein, dass die Autolobby in Deutschland entsprechend stark aufgestellt ist und deshalb der Drang zur Aufklärung bei Behören und Politik nicht so ausgeprägt ist – so zumindest ein Vorwurf, der in dem Beitrag von Frontal21 zur Sprache kommt. Dass es bei verschiedenen Fahrzeugen zu Abweichungen kommt, sei den Behörden von Umweltschützern teilweise schon vor Jahren mitgeteilt worden, ohne dass irgendjemand einen Finger krumm gemacht hätte. So leben wir in den Städten weiter im Abgasmief und können nur hoffen, dass jetzt langsam Bewegung in die Sache kommt.

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