Das Schicksal von Laika bewegt die Menschen auch Jahrzehnte später

Auch Jahrzehnte, nachdem die Sowjets im Jahr 1957 das Hundeweibchen Laika zu Versuchszwecken ins All geschossen haben, machen sich beteiligte Forscher offenbar immer noch Vorwürfe, dass das Tier Stunden nach dem Start qualvoll – vermutlich an Überhitzung – verendete. So war jedenfalls jüngst in einem Bericht über das damalige Raumfahrtprojekt zu lesen, und einer der beteiligten Forscher sagte dazu, dass die Schuld schwerer wiege, je länger das Projekt zurückliege. Laika ist inzwischen immerhin für ihr – nicht selbstgewähltes – Ableben auf verschiedenen Briefmarken und Denkmälern verewigt worden.

Am Einsatz von Tieren für die Forschung hat sich seit damals wenig geändert

Von den Sowjets wurden genaue Infos zum Einsatz und Tod von Laika offenbar lange zurückgehalten, weil man den Erfolg der Raumfahrtmission nicht durch den bitteren Beigeschmack der Tierquälerei geschmälert sehen wollte. Schon damals kam es rund um den Globus zu Protesten, dass man einfach einen Hund gezwungen hatte, im Auftrag der Forschung dem sicheren, mehr oder weniger qualvollen Tod entgegenzugehen. Interessant, dass das Schicksal eines einzigen Lebewesens ein solches Interesse hervorrief und auch heute noch viele Menschen beschäftigt.

Dabei hat sich am Einsatz von Tieren für die Wissenschaft seit dem Jahr 1957 nicht viel geändert, im Gegenteil sind die Zahlen seit damals wahrscheinlich noch massiv gestiegen – nur eben nicht so exponiert wie bei einem Raumfahrtprojekt, sondern vor der Öffentlichkeit versteckt in Forschungslaboren von Unternehmen, Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen.

Deutschland ist einer der Spitzenreiter in der EU bei Tierversuchen

In der EU hat die Zahl der für die Forschung verwendeten Tiere in den letzten Jahren zum Glück leicht abgenommen. Auf Grundlage von Informationen des Bundeslandwirtschaftsministeriums ergibt sich aber im Fall von Deutschland ein einigermaßen erschütterndes Bild der Tierquälerei zugunsten der Forschung. So ist die Zahl der Versuchstiere in Deutschland in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen, auf über drei Millionen Tiere im Jahr 2012. Die Spitzenreiter unter den Bundesländern sind Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Berlin. Allein in Berlin wird an rund 436.000 Tieren geforscht und experimentiert, das macht die Metropole quasi zur Hauptstadt der Tierversuche.

Die Tierschutzorganisation „Ärzte gegen Tierversuche“ geht davon aus, dass in der gesamten Europäischen Union im Jahr 2011 rund 11,5 Millionen Tiere „leiden und sterben mussten“, hier ist von „fragwürdige Forschungen“ die Rede. Nach Angaben des Vereins stechen vor allem die drei Länder Deutschland, Frankreich und Großbritannien negativ aus der Liste der verzeichneten Tierversuche hervor: „55 % aller Tiere wurden allein in diesen drei Ländern zu Tode geforscht, wovon Deutschland 18 % zu verantworten hat.“

Der Blick auf Deutschland zeigt, dass Mäuse (2,2 Millionen), Ratten (420.000) und Fische (160.000) besonders oft für die Forschung genutzt werden. Danach folgen allerdings viele Rassen, die wir vielleicht noch eher als kuschlige, wuschelige Haustiere anerkennen würden, Kaninchen, Hunde, Katzen, aber auch Affen. Unter den Säugetieren wird vor allem dem Beagle sein bei Hundehaltern beliebter Charakter zum Verhängnis. Er gilt als treu, duldsam und robust, was ihn für Tierversuche besonders geeignet macht, zig tausend dieser Hunde fristen ihr Dasein in den Forschungslaboren hierzulande – Tierquälerei im großen Stil.

Klare Antworten fehlen, das Für und Wider unterliegt der moralischen Beurteilung

Richtig oder Falsch wird bei diesem Thema wahrscheinlich nicht geben, schließlich bewegt man sich hier im Bereich ethischer und moralischer Fragen. Darf der Mensch Tiere für wissenschaftliche Forschung quälen, um Krankheiten zu heilen? Wer gibt ihm das Recht, viele Millionen Lebewesen zum eigenen Nutzen in Forschungslaboren einzupferchen und wissenschaftlichen Experimenten – meist mit tödlichem Ausgang – auszusetzen?

Viele Menschen würden wahrscheinlich sofort zustimmen, dass Tierversuche zugunsten des medizinischen Fortschritts notwendig und sinnvoll sind. Aber wir würden aus moralischen Gründen niemals Menschen zu wissenschaftlichen Versuchen mit ungewissem Ausgang zwingen oder diese gar absichtlich mit tödlichen Krankheiten infizieren, um neue Medikamente zu testen. Hier haben wir eine relativ klare Meinung, bei Tieren gilt diese aber offenbar nicht. Vielleicht blicken wir in einigen Jahrzehnten ganz anders auf Tierversuche und die damit verbundene Tierquälerei zurück, wer weiß, wie nachfolgende Generationen über unseren Umgang mit Tieren urteilen werden.

Die Teilnehmer der Diskussion zu Tierversuchen haben sich natürlich schon lange in Stellung gebracht und bringen jeweils ihre Argumente für und wider die Tierquälerei vor – und beide Ansichten sind ja auch durchaus nachvollziehbar. Gegner der Tierversuche meinen, dass diese nicht nur aus ethischen bzw. moralischen, sondern auch aus wissenschaftlichen Gründen abzulehnen seien, da Ergebnisse bei Tieren nur selten Rückschlüsse auf den menschlichen Organismus zuließen. Für die Befürworter sind die Tierversuche trotz der Qualen für die herangezogenen Lebewesen und der moralischen Bedenken auch weiterhin unverzichtbar, weil sich medizinischer Fortschritt nicht allein durch Forschung an Reagenzgläsern oder Computermodellen erreichen lasse.

Tierschützer fordern Eingriff der Politik und Abschaffung von Tierversuchen

Neben dem Verein Ärzte gegen Tierversuche haben sich auch andere große Tierschutzorganisationen klar gegen den Einsatz von Tieren für wissenschaftliche Zwecke positioniert, darunter auch PETA. Hier hat man die Website www.stoptierversuche.de ins Leben gerufen und zitiert den Philosophen Robert Spaemann mit den eindrücklichen Worten: „Was heute an Millionen Versuchstieren geschieht, muss verboten werden, weil es mit der Selbstachtung einer menschlichen Rechtsgemeinschaft nicht vereinbar ist. Die absichtsvolle Verwandlung eines solchen Lebens in ein Bündel von Leiden und stummer Verzweiflung ist ein Verbrechen. Was sollte eigentlich sonst ein Verbrechen sein?“

Der 26.4.2014 ist übrigens der Internationale Tag zur Abschaffung der Tierversuche, für diesen werden zahlreiche Aktionen von Tierschützern gegen die Tierquälerei für die Forschung erwartet.

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