Bodenatlas gibt Aufschluss über Landnahme
In der letzten Woche wurde der gemeinsam erarbeitete Bodenatlas 2015 von der Heinrich-Böll-Stiftung, dem Potsdamer Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS), dem BUND und Le Monde Diplomatique veröffentlicht. Es ist die erste Ausgabe des Bodenatlas und schon diese hat es in sich: Der Flächenbedarf der EU in der ganzen Welt, auch als Landnahme bezeichnet, den wir benötigen, um unseren Lebensstil erhalten zu können, hat immense Ausmaße erreicht. Kritiker sprechen angesichts der Ergebnise des Bodenatlas sogar von „modernem Kolonialismus“.
Europa fördert durch Bodennutzung den Kolonialismus 2.0
Der Bodenatlas zeigt laut den Autoren, dass die EU der weltweit größte Importeur von Bodenflächen sei, hauptverantwortlich für diese Entwicklung ist insbesondere die industrielle Fleischproduktion, für die riesige Mengen Futtermittel benötigt und vor allem in Ländern auf der Südhalbkugel angebaut werden müssen. Unser „Boden-Fußabdruck“, den wir für unseren Lebenswandel brauchen, ist also viel zu groß, das macht der Bodenatlas auch anhand zahlreicher Grafiken klar. Für Klaus Töpfer, der als Exekutivdirektor für das IASS tätig ist, geht unser westliches Konsumverhalten klar zu Lasten von Menschen in oft ärmeren Teilen der Erde – mit Nachhaltigkeit hat unser Verhalten folglich nichts zu tun.
Das wird auch deutlich, wenn man sich im Bodenatlas anschaut, welche Fläche jeder einzelne Bürger der EU in Anspruch nimmt, um seinem Lebensstil frönen zu können. Pro Jahr sind das 1,3 Hektar Boden, also etwa zwei Fußballfelder und ein Vielfaches dessen, was Menschen in Ländern wie Bangladesch zur Verfügung steht.
Konsumenten und Politik sollten Konsequenzen aus Ergebnissen ziehen
Für die Herausgeber des Bodenatlas ergeben sich aus den Ergebnissen zur Landnahme Europas wichtige Forderungen. Zum einen seien die Konsumenten aufgefordert, angesichts der Ungerechtigkeit bei der Flächennutzung und dem ökologisch untragbaren Status Quo, ihre Konsumgewohnheiten zu hinterfragen – vor allem, was den schier grenzenlosen Genuss industriell hergestellter Fleischprodukte angeht. Zum anderen müsse aber auch die Politik auf nationaler und europäischer Ebene dringend nötige Konsequenzen aus den Fakten des Bodenatlas ziehen und in der Agrarpolitik umsteuern, insbesondere durch einen schrittweisen Abschied von der Massentierhaltung.
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