Sonnencremes und Markenprodukte oft besonders mit Chemikalien belastet

Leider sind die Cremes, Pasten, Salben und Schmieren, die sich viele regelmäßig auf die Haut geben, um schöner zu werden, jünger zu werden oder vielleicht auch einfach nur gesund zu bleiben (z. B. bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis) nicht immer ganz unbedenklich. Nach Angaben des BUND enthält und ein Drittel aller auf dem deutschen Markt erhältlichen Pflege- und Kosmetikprodukte hormonell wirksame Chemikalien – Pfui Deibel.

Eine Studie der Umweltschutzorganisation mit insgesamt mehr als 62.000 Kosmetikprodukten hat zudem folgende Ergebnisse über Kosmetik zu Tage gefördert:

  • Knapp 20 % aller untersuchten Kosmetikprodukte enthielten nicht nur einen, sondern mehrere hormonell wirksame Stoffe.
  • Bei den Marktführern L’Oréal und Beiersdorf (dem Unternehmen hinter z. B. Nivea) liegt der Anteil der belasteten Produkte bei 45 bzw. 46 Prozent. Die Hersteller von Naturkosmetik wie alva Naturkosmetik, Dr. Hauschka oder Weleda sind bei der Untersuchung super weggekommen, hier wurden keine belasteten Produkte gefunden. Auch die Eigenmarken der Drogerieketten dm und Rossman waren im Vergleich zu den Branchengrößen L’Oréal und Nivea deutlich seltener belastet.
  • Am häufigsten wird das Konservierungsmittel Methylparaben verwendet, es findet sich in fast jedem vierten Produkt. Dies findet sich z. B. auch unter den zahlreichen und irgendwie ganz unfreundlich klingenden Inhaltsstoffen der Sonnenmilch von Nivea, die Angaben kann man über die Website des Unternehmens einfach abrufen.

Einzelne Stoffe vielleicht unbedenklich, aber der Cocktail macht den Unterschied

„Na und“, fragt sich der geneigte Cremeverwender mit bester Gesundheit, „wat is jetzt so schlimm daran, wenn hormonell wirksame Sachen in meiner Tube sind?“ So ganz ohne sind die Eingriffe in den Hormonhaushalt jedenfalls offenbar nicht, der BUND bringt sie mit z. B. gesundheitlichen Problemen wie einem Rückgang der Spermienqualität, einem erhöhten Risiko für hormonbedingte Krebsarten wie Brust-, Prostata- und Hodenkrebs in Verbindung. Vor allem Menschen in kritischen Entwicklungsstadien wie Föten im Mutterleib, Kleinkinder und Pubertierende seien durch hormonell wirksame Chemikalien gefährdet, weil die gesunde Entwicklung gestört werden könnte.

Verboten sind die in den Kosmetika gefundenen Chemikalien nicht, insofern halten sich die Hersteller in jedem Fall nach Recht und Gesetz. Die EU weist zwar darauf hin, dass viele der verwendeten Chemikalien in Tierversuchen hormonelle Wirkungen gezeigt haben, aber in gewissen Grenzwerten sind sie eben erlaubt und für die Gesundheit offiziell nicht schädlich. Unabhängig von der Rechtslage scheint das Vorgehen für die Verbraucher aber auch nicht ganz unbedenklich zu sein, denn Verbraucherschützern bereitet vor allem der sog. Cocktaileffekt Sorgen. Wenn man nämlich über den Tag verschiedene Produkte wie Duschgel, Rasierschaum, Hautcreme oder Lotion verwendet, nimmt man einen bunten Cocktail an eigentlich als unbedenklich gekennzeichneten Stoffen auf – von denen man aber nicht weiß, wie sie im Zusammenspiel im Körper ihre Wirkung entfalten.

Industrie und Behörden sehen keinen Handlungsbedarf, andere Länder verbieten Stoffe für Kinder

Für die Industrie sind die Bedenken wenig begründet und die Mengen viel zu klein, um wirklich Schäden anzurichten. Hier weiß man eben auch den Gesetzgeber hinter sich und sieht offenbar keinen wirklichen Handlungsbedarf, solange die Verbraucher sich nicht in Scharen von den belasteten Produkten abwenden. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt sich hinsichtlich der möglichen Schäden gelassen und sieht keinen Handlungsbedarf. Gerade Methyl- und Ethylparabene, die besonders häufig in Kosmetikprodukten verwendet werden, sind nach Angaben des BfR unbedenklich, allerdings fordert das Institut für Butyl- und Propylparabene doch strengere Grenzwerte, insbesondere für Kinderprodukte. In anderen Ländern ist man hier kritischer, in Dänemark sind z. B. Kosmetikprodukte, die Propylparaben enthalten, für Kinder unter drei Jahren verboten.

Vielen Menschen bereitet der launige Chemiecocktail in den Kosmetika durchaus Sorgen, insbesondere bei Eltern, die nicht wissen, ob sie ihre Kinder evtl. schädigen. Mehrere Petitionen wurden schon gestartet, aufgrund einer Online-Petition hat z. B. das Unternehmen Johnson & Johnson, der Hersteller von Penaten, erklärt, ab Mitte 2014 kein Propylparaben mehr in der Penaten-Creme einzusetzen – es geht also offenbar auch ganz gut ohne! Auch der BUND hat eine Petition gestartet, um den Nivea-Hersteller Beiersdorf dazu zu bringen, in Bodylotions und anderen Kosmetikprodukten auf den Einsatz hormonell wirksamer Chemikalien zu verzichten. Nach Angaben des BUND haben schon über 70.000 Menschen die Petition unterzeichnet.

Der BUND hilft Verbrauchern jetzt zusätzlich mit der App „ToxFox“ bei der Auswahl unbedenklicher Produkte. Mithilfe der kostenlosen App lässt sich in Sekunden herausfinden, ob ein Kosmetikprodukt hormonell wirksame Chemikalien enthält, man muss mit der Kamera nur den Strichcode der Verpackung einscannen und erhält das Ergebnis. Auch eine Datenbank mit mehr als 60.000 Artikeln steht den Nutzern zur Verfügung, um Produkte überprüfen zu können, eine sehr sinnvolle App, für deren Aufrechterhaltung der BUND um Spenden bittet.

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