China ist lange mit Mega-Wachstumsraten unterwegs gewesen
Jahrelang, wenn nicht jahrzehntelang, haben die westlichen Industrienationen mit einer Mischung aus Bewunderung und Nervosität auf die wirtschaftliche Entwicklung in China geschaut – hier ging die Post ab! Während die meisten Industrieländer wie Deutschland schon mit Wachstumsraten des BIP von zwei Prozent jährlich ganz zufrieden sind, waren in China eher zweistellige Wachstumsraten die Norm.
Wirtschaftliche Erholung führte zu oft zu massiver Umweltverschmutzung
Gerade in den letzten Jahren zeigte sich allerdings, dass das starke wirtschaftliche Wachstum teuer erkauft und nicht nachhaltig war: Metropolen liegen unter dicken Smog-Glocken und rauben ihren Bewohnern den Atem, Dörfer werden mit einem Handstreich umgesiedelt, um Schneisen für riesige Wirtschaftsprojekte in die Natur zu schlagen, eine massive Umweltverschmutzung macht einem wesentlichen Teil der Bevölkerung stark zu schaffen, das Land bläst Unmengen schädlicher Stoffe in die Atmosphäre – die Liste ließe sich noch beliebig fortsetzen.
Es hat sich gezeigt, dass der wirtschaftliche Aufschwung zwar für viele Chinesen zu einem angenehmen Wohlstand geführt hat, aber gleichzeitig das Land und seine Menschen unter den Folgen dieser rasanten wirtschaftlichen Entwicklung zunehmend zu leiden hatten – vielleicht hatte man am Ende also gar nicht viel gewonnen. Denn die Versündigung an Natur und Umwelt, das Fehlen einer nachhaltigen Strategie, muss am Ende wieder durch Unsummen aufgefangen werden, die in die Beseitigung der schlimmsten Folgen der Umweltverschmutzung investiert werden. Klingt ein bisschen nach einem Nullsummenspiel. Deshalb konnte man in den letzten Jahren immer wieder erkennen, dass auch die eher konservativen Kader der politischen Führung in China ein Umdenken bei der wirtschaftlichen Entwicklung anstrebten. Das Wachstum sollte sogar staatlich verordnet eingedämmt werden, um eine Überhitzung der Wirtschaft zu verhindern und die wirtschaftliche Schussfahrt im Griff behalten zu können.
Chinas wirtschaftliches Modell ist im Umbruch – Kann jetzt mehr Nachhaltigkeit gelingen?
Gerade wurden die neusten Zahlen zum Wirtschaftswachstum in China veröffentlicht, diese liegen mit rund 7,7 Prozent so niedrig wie zuletzt Ende der 90er Jahre. Das ist aus westlicher Sicht zwar immer noch enorm, aber für ein Entwicklungsland wie China, das Schritt für Schritt den Anschluss an den Westen erreichen will und mit zahlreichen ökologischen und sozialen Problemen kämpft, eben doch nicht so viel. Die Statistikbehörde, die die chinesischen Wachstumszahlen veröffentlicht hat, spricht von einer „kritischen Phase“, in der die chinesische Wirtschaft derzeit stecke, in den letzten Jahren und Jahrzehnten hätten sich „tiefgehende Probleme“ aufgebaut. Neben den ökologischen Schäden der Umweltzerstörung kämpft Chinas Wirtschaft mit Korruption, einer hohen öffentlichen Verschuldung auf lokaler Ebene sowie unter veralteten Produktionstechniken.
China scheint sich derzeit am Scheideweg zu befinden, das Land muss sich überlegen, wie die Zukunft gestaltet werden soll. Mehr Demokratie vs. mehr staatliche Regulierung, mehr Transparenz vs. mehr Korruption und Schattenwirtschaft, mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit vs. Umweltzerstörung und ökologische Probleme. Vielleicht haben die Chinesen verstanden, dass sie nicht dieselbe, wenig nachhaltige, Entwicklung durchlaufen müssen wie die westlichen Industrienationen, mit allen damit verbundenen Folgen für Umwelt, Klima und Gesellschaft. Stattdessen können sie vielleicht gleich ein Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell entwickeln, das sich schon heute stärker am Prinzip der Nachhaltigkeit orientiert und damit zeigen, dass sie aus der Geschichte gelernt haben. Eine schöne Vorstellung!
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