Ich hab gestern mal bei stern TV reingeschaut und bin hängengeblieben, weil es um das Thema Plastiktüten ging. Aufhänger des Umweltschutz-Themas war wohl, dass der 3.7. der internationale Tag des Plastiktütenverzichts („bag free day“) war – ich frage mich, ob das irgendjemand mitbekommen hat. Die Zahlen zum Thema sind jedenfalls einigermaßen schwindelerregend, in der Sendung wurde festgestellt, dass allein die Deutschen pro Jahr 5,3 Milliarden Plastiktüten verbrauchen, damit werden pro Minute 10.000 (!!) Tüten vom Einzelhandel ausgegeben, wovon fast 90 % gleich wieder im Müll landen.
Unvorstellbar, welche Plastiklawine damit Jahr für Jahr aus Erdöl gewonnen werden muss, über den Globus rollt und dann zu großen Teilen auf Deponien, am Straßenrand, in Flüssen oder Meeren landet. Bis Plastiktüten zerfallen, dauert es bis zu 500 Jahre, der ganze Dreck bleibt uns also noch eine Weile erhalten und löst sich nicht so schnell wieder in Wohlgefallen auf. Als ekelhaftes Beispiel wurde in der Sendung auch die zunehmende Verseuchung der Meere durch Plastikmüll angesprochen, die dazu führt, dass viele Tiere (im Beitrag hatte man glaube ich Eisvögel gezeigt) verhungern, weil ihre Mägen voll mit Plastikabfällen sind und sie deshalb keine Nahrung mehr zu sich nehmen können. Schöne Welt!
Besonders geärgert hat mich, dass vermeintlich „gute“ Alternativen aus recyclebaren Rohstoffen wie Zuckerrohr oder Maisstärke oder angeblich kompostierbare Tüten, die einem bisher an den Supermarktkassen dieses Landes untergeschoben wurden, als Verbrauchertäuschung gelten müssen. Der Vertreter vom Handelsverband hat zugegeben, dass man z. B. im Nachhinein festgestellt hat, dass die scheinbar umweltfreundlichen, weil kompostierbaren, Tüten sich weder auf dem heimischen Komposthaufen noch industriell kompostieren lassen – sie widersetzen sich leider jedem Verfall. Was für eine Überraschung, die technischen Möglichkeiten seien hierfür noch nicht weit genug, inzwischen habe man diese deshalb wieder aus dem Verkehr gezogen. Ob das so ist, weiß ich nicht, jedenfalls dürften die wenigsten Verbraucher das überhaupt mitbekommen haben und glauben weiterhin an die umweltschonenden Alternativen – so geht Beschiss im großen Stil.
Der Experte von der Deutschen Umwelthilfe hat darauf hingewiesen, dass demnach weder „gute“ Plastiktüten noch Papiertüten (hoher Wasserverbrauch und Einsatz von Chemie bei der Herstellung) eine Lösung sind. Stattdessen lautet die Devise: Unbedingt weniger Plastiktüten benutzen und beim Einkauf so oft wie möglich Mehrwegtüten dabei haben. Die Eisvögel werden es uns danken.
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