Verrat an der olympischen Idee

Nach all den Berichten über Doping, Korruption und Geldgier rund um die Olympischen Spiele hat der Ruf des IOC (ähnlich wie der von FIFA und DFB) immer neue Tiefpunkte erreicht, und die ursprüngliche olympische Idee liegt inzwischen am Boden wie ein schlecht trainierter Sportler nach einem Marathonlauf.  Viele Sportfans wenden sich inzwischen leicht angewidert von den olympischen Wettkämpfen ab, weil die Umstände rund um die Spiele kaum noch ungetrübte Freude am Sport aufkommen lässt. In seltener Offenheit (DANKE!) hat Julius Brink, der ehemalige Olympiasieger im Beachvolleyball und jetzige ARD-Experte vor Ort, den Riss zwischen schöner Fassade der Spiele und der Realität im Hintergrund beschrieben.

Nachhaltigkeit als Feigenblatt der Spiele

Die oft etwas angefettelten und ein bisschen zwielichtigen obersten Funktionäre beim IOC werden ja nicht müde, vor den Kameras der Öffentlichkeit irgendwas von Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu erzählen. Auch bei der Vergabe der Olympischen Spiele soll das ja ein wesentlicher Faktor sein – woran schon vor den Spielen in Rio Zweifel laut wurden angesichts der Tatsache, dass z. B. die Segelwettbewerbe in einer schwimmenden Müllhalde ausgetragen werden.

Wie ernst das Thema Nachhaltigkeit während der Spiele tatsächlich genommen wird, beschreibt Brink. Für ein paar Sekunden Vogelperspektive von den Turnieren beim Beachvolleyball drehen die Hubschrauber 14 Stunden am Tag ihre Runden. Shuttle-Busse stehen mit laufendem Motor und Klimaanlage leer über Stunden bei 13 Grad Außentemperatur ohne Fahrgäste auf dem Parkplatz, damit es beim Einsteigen nicht zu warm ist. Auch im Pressebereich laufen die Klimaanlagen im brasilianischen Winter auf Hochtouren. Und die Funktionäre des IOC schweben weltfremd in der Stadt ein wie ein UFO in bewohntes Gebiet: „Wenn ich mehrfach beobachte, wie sich (trotz gut funktionierender Metro und Olympic Lane) die teils sehr übergewichtigen, sicher nicht mehr sporttreibenden, hohen Herren des Weltsports in ihren ,fetten‘ Limousinen durch die Stadt fahren lassen, dann ist dies leider die hässliche Fratze von Olympia.“

Verlogen und korrupt – der Sport braucht einen Neuanfang

Kaum jemand glaubt noch an die Botschaften, die vom IOC öffentlichkeitswirksam verbreitet werden. Die Funktionäre scheinen sich so weit vom olympischen Gedanken entfernt zu haben und nur noch Geld, Vermarktung, Einfluss und Status im Kopf zu haben, dass nur noch eine Radikalkur helfen könnte, um dem Sport seine Glaubwürdigkeit zurückzugeben. Wenn es so weiterläuft wie jetzt, kann man nur hoffen, dass Organisationen wie IOC oder FIFA so schnell wie möglich in der Bedeutungslosigkeit versinken und neue, glaubwürdige Institutionen an ihre Stelle treten. Es wäre hart für die Sportler, aber helfen würde wohl nur ein Boykott der Spiele seitens des Publikums, denn solange die Milliarden durch Sponsoring und Werbeverträge weiter fließen, werden die korrupten Funktionäre wohl kaum an Einfluss verlieren.

Gedankt sei an dieser Stelle im Übrigen besonders Robert Harting, der trotz eventueller persönlicher Nachteile immer wieder offen Kritik an den Missständen im Sport übt. Das wünschte man sich auch von vielen anderen mündigen Sportlern, deren Sport kaputt gemacht wird.

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