Wie kriegt man den Diesel sauber?
Mal wieder wirtschaftet sich eine ganze Branche um Kopf und Kragen, im Fall der Dieselabgase die Automobilindustrie. Gerade die deutschen Automobilhersteller werden einige Zeit brauchen, um den Scherbenhaufen aufzukehren, der sich gerade um sie herum auftürmt. Denn gerade die Hersteller aus dem Land der großen Ingenieurskunst scheinen viel Gehirnschmalz auf die Frage verwendet zu haben, wie man Dieselfahrzeuge sauberer aussehen lassen kann als sie eigentlich sind – anstatt auf wirklich innovative und saubere Antriebe zu setzen. Stichwort Thermofenster. Stichwort Nachhaltigkeit. Stichwort Epic Fail.
Thermofenster nur um Zimmertemperatur
So richtig betrügerisch sind die Hersteller von Dieselautos (es sind nicht nur deutsche Firmen, aber bei diesen hat der Diesel eine besondere Stellung im Portfolio) offenbar nicht vorgegangen, zumindest gab es wohl keine Schummel-Software wie bei VW („Defeat Device“). Aber die Hersteller haben anscheinend dafür gesorgt, dass die Dieselmotoren nur bei traumhaften Umgebungstemperaturen (nicht zu weit von Zimmertemperatur entfernt) wirklich sauber sind und die schädlichen Abgase wirksam gefiltert werden. In diesem „Thermofenster“ fahren die Autos also einigermaßen sauber, sind die Temperaturen zu hoch oder zu niedrig blasen sie deutlich mehr Schadstoffe aus.
Eigentlich sollte es sich beim Thermofenster um eine Ausnahmeregelung handeln, damit keine Schäden am Motor entstehen. Wer hätte gedacht, dass die Hersteller das Thermofenster auf Stecknadelgröße minimieren? Bei manchen Dieselautos soll das Thermofenster bei zehn Grad Celsius anfangen, bei manchen sogar erst ab 17 Grad – wie praktisch in einem Land wie Deutschland, wo die Durchschnittstemperatur bei knapp acht Grad liegt. Die meisten Diesel, die bei uns auf den Straßen rumfahren, dürften also deutlich mehr Schadstoffe ausstoßen als vorgesehen und damit unserer Gesundheit nicht besonders zuträglich sein.
Eingriffe der Politik haben am Ende nur geschadet
Nun fliegt der Automobilindustrie das ganze Spiel mit dem Thermofenster lautstark um die Ohren. Mehr und mehr wird sichtbar, wie die Unternehmen entweder geschummelt oder wie im Fall des Thermofensters Ausnahmeregelungen ins Absurde zu ihrem Nutzen gedehnt haben. Eigentlich hätte es jedem gutbezahlten Manager klar sein müssen, dass das Thema früher oder später hochkocht und die vermeintlich sauberen Dieselautos auseinandergenommen werden. Das könnte eng werden für die deutschen Hersteller, die mehr vom Diesel abhängen als andere. Hier zeigt sich übrigens auch, wie schädlich der Protektionismus der deutschen Politik war, die sich u. a. immer wieder gegen strengere Abgaswerte stark gemacht hat, um die deutschen Autohersteller zu schützen. Die haben es sich in ihrer muckeligen Dieselecke gemütlich gemacht, weil der Druck für echte Neuentwicklungen nicht mehr so groß war, während andere Hersteller mit Innovationen vorangegangen sind. Ein Bärendienst, der sich jetzt bitter rächen könnte. Und uns im Durchschnitt vielleicht ein paar Wochen Lebenszeit gekostet hat, weil ständig Grenzwerte für Abgase überschritten wurden.
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