Ein paar Worte zur Arbeitskultur, mit der wir in der heutigen Gesellschaft konfrontiert sind, weil das meiner Meinung nach auch zu den nachhaltigen Themen gehört. Denn wo offenbar immer mehr Menschen aufgrund psychischer Krankheiten aus dem Arbeitsleben fallen, kann von ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit nicht die Rede sein. Die Weisen streiten sich ja noch darüber, ob nun angesichts der seit Jahren steigenden Zahlen tatsächlich die Fälle der psychischen Erkrankungen zunehmen oder ob nur immer mehr Leute zugeben, dass sie nicht an Rückenschmerzen leiden, sondern an Depressionen, weil das Stigma psychischer Erkrankungen langsam beiseite geräumt wird. Die Entscheidung überlasse ich den Experten, unbestreitbar ist, dass ein wesentlicher Teil der Menschen betroffen ist.

Vor einigen Tagen fand die Jahreskonferenz des Rates für Nachhaltige Entwicklung statt, dabei wurde auch ein Forum zum Thema „Gute Arbeit statt Burnout – wie erreichen wir eine neue Arbeitskultur?“ veranstaltet. Hier wurde darauf hingewiesen, dass jeden Tag rund 110.000 Arbeitnehmer (eine Großstadt!) aufgrund psychischer Erkrankungen fehlen – eine Steigerung um etwa 80 % in den vergangenen 15 Jahren. Blickt man speziell auf die jobbedingte Überlastung (und nicht auf die Depression, denn die wird üblicherweise durch ganz unterschiedliche Faktoren ausgelöst, selten allein durch beruflichen Stress) und den in diesem Zusammenhang geprägten Begriff Burnout, wurde von den anwesenden Unternehmensvertretern das Zusammenspiel aus Eigenverantwortung der Mitarbeiter und die Verantwortung der Unternehmen bzw. speziell der Führungskräfte betont.

Arbeitnehmer müssen bei drohender Überlastung vor allem den Mut haben, sich verfügbare Freiräume zu schaffen und zu nehmen, wo das möglich ist, und nicht in vorwegnehmendem Gehorsam regelmäßig Sonderschichten zu schieben (wer am längsten am PC sitzt, leistet oft nicht am meisten) oder auch noch nach Feierabend und im Urlaub Emails mit dem Smartphone abzurufen. Die Firma wird überraschenderweise auch noch nach dem Urlaub stehen, denn die meisten von uns sind doch nicht so wichtig für den reibungslosen Ablauf, wie wir vielleicht oft glauben. Ich war selber immer wieder überrascht, wie am Ende doch die vermutete Katastrophe ausbleibt, wenn jemand auch mal für mehrere Wochen ausfiel – viele Dinge, die vorher noch im Email-Postfach mit höchster Dringlichkeit standen, erledigen sich durch Nichtbeachtung plötzlich ganz von alleine und versanden im Nirgendwo.

Unternehmen müssen jedoch hierfür auch die Voraussetzungen schaffen (mehrere große Unternehmen haben inzwischen Richtlinien für das den Umgang mit Emails nach Feierabend erstellt) und dafür Sorge tragen, dass Rationalisierungen nicht bis zum Exzess betrieben werden und vorhandene Arbeit auf immer weniger Arbeitnehmer aufgeteilt wird. Michael Vassiliadis, Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE), sagte dazu, dass in unserer Gesellschaft ein Rationalisierungsregime herrsche, das grenzenlos sei und wir damit langsam an absolute Grenzen stießen. Es sei eine neue Arbeitskultur gefragt, die den Erhalt der Arbeitsfähigkeit in den Fokus rückt. Für die soziale Dimension von Nachhaltigkeit sei eine solche Arbeitskultur unverzichtbar, und bilde gleichzeitig die Grundlage für zukunftsfähiges Wirtschaften.

Wir würden uns freuen, wenn wir hierzu auch mal Designideen für Coromandel erhalten!

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