Die Hölle auf Erden, die wir selbst geschaffen haben
Wer einen Eindruck davon bekommen will, wie die Hölle aussehen muss, der sollte sich die Dokumentation „Giftiges Leder“ anschauen, die gerade in mehreren Wiederholungen auf Arte ausgestrahlt wird und für eine gewisse Zeit in der Mediathek des Senders zu finden ist. Viel schlimmer als in den besuchten Orten in Bangladesch kann die Hölle tatsächlich nicht sein, allerdings handelt es sich hier um einen durch Menschenhand entstandenen Ort.
Leder ohne Rücksicht auf Verluste
Die Dokumentation führt an die Produktionsorte des Leders nach Bangladesch, wo Menschen in den Gerbereien unter völlig menschenunwürdigen Bedingungen das Leder für unsere Taschen, Schuhe und Portemonnaies herstellen. Barfuß und nur mit ein paar Handschuhen waten die Menschen durch Becken voller gesundheitsschädlicher Chemikalien, bekommen die Haut weggeätzt und atmen bis zu zwölf Stunden am Tag die giftigen Dämpfe ein. Irgendeine Form von Gesundheitsschutz? Fehlanzeige. Die meisten der Arbeiter können sich glücklisch schätzen, wenn sie 50 Jahre alt werden.
Für die Umwelt sieht es nicht viel besser aus, die Gerbereien können die giftigen Abwässer ungehindert in die nähere Umgebung und die angrenzenden Flüsse ausleiten. So werden Wohngebiete in stinkende Deponien verwandelt und Flüsse, in denen sich Menschen baden oder ihre Wäsche waschen müssen, enthalten kein Leben mehr und sind voller Umweltgifte wie Quecksilber oder Chrom, die zu schweren Gesundheitsschäden führen können.
Es ist nicht so, dass man davon nicht schon oft genug gehört hätte, in der Textilindustrie ist es ja nicht viel besser. Aber hier ist wirklich ein Grad der menschlichen Abartigkeit erreicht, der sprachlos macht. Die Politik in Bangladesch greift aber nur halbherzig ein, denn zum einen ist die Lederindustrie ein wirtschaftlich bedeutender Sektor, zum anderen sind genug Politiker mit der Industrie direkt verbandelt, sodass Maßnahmen blockiert werden.
Wir vergiften andere und uns selbst
Die Arbeiter und Anwohner sind die Leidtragenden des Systems (von den Tieren und der Umwelt ganz abgesehen), weil die Besitzer der Gerbereien und die Politiker sich die Taschen voll machen. Aber machen wir uns nichts vor, wir sind diejenigen, die das ganze Karrussell mit am Laufen halten. Solange die Konsumenten weiter günstige Lederprodukte wollen und Primark-Hauls feiern, ohne mal kritisch nachzufragen, bieten wir den Boden, auf dem das Abartige wachsen kann.
Die einzige zynische Art von Gerechtigkeit bei der ganzen Sache: Am Ende schaden wir auch uns selbst. Denn der ganze giftige Dreck wird am Ende sogar noch als Tier- und Fischfutter, zum Beispiel für Garnelen, verwendet. Und so führt unser Verhalten dazu, dass wir nicht nur die Menschen in Bangladesch, sondern auch uns selbst schrittweise vergiften. Die Globalisierug macht’s möglich!
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