Groß und protzig soll es sein – SUV verkaufen sich immer besser

SUV sind in der Großstadt nicht nur groß und protzing, sondern auch ungefähr so überflüssig wie ein Kropf. Trotzdem werden sie mehr und mehr zum Verkaufsschlager in Deutschland – wie in der letzten Sendung von Frontal21 unter dem Titel „Dicke Dreckschleudern“ berichtet -, vor allem die edlen Modelle deutscher Autohersteller. Diese bauen ihre höhergelegten Flotten in den kommenden Jahren noch weiter aus, weil so viele Leute offenbar wahnsinnig darauf abfahren, im Straßenverkehr von oben auf die anderen Verkehrsteilnehmer runterzuschauen. Wobei es mitunter ziemlich lächerlich aussieht, wenn Frauen (natürlich auch Männer, aber das kommt statistisch nicht so häufig vor), die kaum über 1,60 m groß sind, in der Stadt an Bord eines Schlachtschiffs unterwegs sind und kaum über das Armaturenbrett schauen können – muss das wirklich sein?! Jedenfalls stieg der Marktanteil der neu zugelassenden SUV in Deutschland von knapp zwei Prozent im Jahr 1995 auf heute 16 Prozent. Nach Schätzungen der Uni Duisburg-Essen wird dieser Wert bis 2015 wohl auf rund 22 Prozent steigen.

Umwelt und andere Verkehrsteilnehmer müssen in Deckung gehen

Jedem das seine, wer zwischendurch mal von der befestigten Straße runter muss oder regelmäßig querfeldein unterwegs ist, soll sich seinen SUV zulegen. Die anderen sollten vielleicht nochmal nachdenken, was die ziemlich sinnbefreite SUV-Welle für Folgen hat. Allein durch die wuchtige Form verbrauchen SUV rund 25 Prozent mehr Sprit als vergleichbare Stufenheck- oder Fließheckmodelle, nachhaltig geht anders. Das scheint viele aber trotz der hohen Benzinpreise kein großes Kopfzerbrechen zu bereiten, von der Umwelt und dem CO2-Ausstoß ganz zu schweigen.

Richtig blöd sieht’s aber nicht nur für die Umwelt, sondern auch für Verkehrsteilnehmer aus, die in einen Unfall mit einem SUV verwickelt werden – jedenfalls, wenn sie nicht gerade ähnlich motorisiert sind oder sogar in einem LKW sitzen. In einem Crashtest mit einem Fiat 500 und einem Audi Q7 hat der ADAC schon 2008 festgestellt, dass sich der SUV bis in die Fahrgastzelle des Kleinwagens bohrt und diesen regelrecht aufspießt. Seit Jahren verlangt der ADAC deshalb Nachbesserungen bei der Konstruktion der schweren Fahrzeuge, seit 2008 sei aber weder durch die Industrie noch durch die Politik etwas unternommen worden, um die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer zu verbessern.

Für die deutschen Autohersteller werden die Verkaufserfolge insofern zum Problem, als es ihnen durch die vielen Spritschlucker die CO2-Bilanz verhagelt, die eigentlich in den kommenden Jahren durch strengere Grenzwerte der EU begrenzt werden soll. Hier hat sich die Lobby der Industrie schon warm gelaufen, um an den Grenzwerten oder an ihrer Berechnung zu drehen. Die Party soll ja schließlich weitergehen, deshalb werden wir wohl noch den einen oder anderen Kampf bei dem Thema erleben.

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