Alle wollen mehr vom Güterverkehr von der Straße auf die Schiene bekommen, weil die Bahn üblicherweise als umweltfreundlicher und effizienter gilt als die LKW, die über unsere Autobahnen rollen. Aber so wie sich die Bahn gerade darstellt, kann man ja schon froh sein, wenn in einem hoch- und runterindustrialisierten Land in der Mitte Europas wie Deutschland neben Mainz demächst nicht noch mehr Großstädte vom Schienenverkehr abgehängt werden. Zigtausende Pendler müssen in Rheinland-Pfalz schauen, wie sie tagtäglich zur Arbeit kommen sollen, aber die Pleite von Mainz wird wohl noch mindestens bis Ende August anhalten – wenn, ja wenn nicht doch noch mehr Fahrdienstleiter krank werden. Um das schlimmste Unheil abzuwenden, kann man lesen, dass inzwischen sogar der Vorstandschef seinen Urlaub unterbrochen hat, um seine Angestellten um Urlaubsaufschub zu bitten. Nebenbei kommentiert auch die sonst eher präsidial über den Dingen schwebende Kanzlerin das Geschehen – der Flurschaden für die Bahn kann eigentlich nicht mehr größer werden.
Worin die Gründe für das Debakel liegen, darüber wird noch fleißig gestritten. Die Bahn sieht sich einfach von einem besonders plötzlichen Zusammenprall von Urlaub und Krankmeldungen betroffen – nach dem Motto: Das könnte doch jedem passieren! Viele sehen den Fehler eher bei den hochfliegenden Börsenplänen von Hartmut Mehdorn, der die Bahn für den Börsengang auf Schlankheit und Effizienz trimmen wollte, damit die Braut schön aussieht. Investiert wurde dafür eher im Ausland, während in Deutschland die Personaldecke ausgedünnt wurde – das Ergebnis lässt sich jetzt in Mainz betrachten. Die FDP widerum scheint diesem Argument ganz und gar nicht zu folgen, denn als einer der wenigen Personen, die sich zu Wort melden, sieht Herr Brüderle in einem möglichen Börsengang sogar die Lösung der derzeitigen Probleme. Denn ein privates Unternehmen könnte sich solche Zustände gar nicht erlauben, naja, wer’s glaubt…
Den Mainzern sei zu wünschen, dass sich die Probleme vielleicht doch noch vor Ende August in den Griff kriegen lassen und Herr Grube mit seiner Charmeoffensive bei den Angestellten Erfolg hat. Der Umwelt ist zu wünschen, dass das Management der Bahn seinen Laden auf Vordermann bekommt, damit die Bahn endlich eine attraktivere Alternative zu Auto, LKW und Flugzeug darstellt.
Mehr zu spannenden nachhaltigen Themen hier im Blog oder direkt bei Coromandel, eurem neuen Label für einzigartige, nachhaltige Kleidung!