Im aktuellen SPIEGEL ist ein Interview mit dem Chef und Miteigentümer von H&M, Karl-Johan Persson, nachzulesen. Darin spricht er über die Verantwortung seines Unternehmens für die Produktion in Ländern wie Bangladesch und welche Schritt H&M in den vergangenen Jahren schon unternommen hat, um eine Besserung in den Produzentenländern zu erreichen.
Es ist wirklich interessant, welchen Blick jemand an der Spitze eines Textilunternehmens wie H&M auf die Zustände in der Bekleidungsindustrie hat. Erst mal muss man dem Unternehmen wohl fairerweise zugute halten, dass es schon einige gute Schritte unternommen hat, darunter die Unterzeichnung eines neuen Brandschutzabkommens und die Absicht, bis zum Jahr 2015 CO2-neutral zu produzieren.
Aber insgesamt fällt auf, dass Persson, trotz der katastrophalen Zustände in Ländern wie Bangladesch, H&M schon ganz weit vorn auf dem Weg zum nachhaltigen Wirtschaften sieht und sich trotz der Bedeutung von H&M wahnsinnig oft auf die Position des „Wenn die anderen nichts tun, bringt es auch nichts, wenn wir was tun“ zurückzieht.
- Zu geringe Mindestlöhne (30 Euro) für die Arbeiter in Bangladesch? Es gibt mehrere Definitionen, welcher Lohn den Lebensunterhalt sichert, außerdem ist es schwierig, was ein existenzsichernder Lohn ist.
- Anhebung der Löhne? Nicht so einfach, wie es klingt, würde man die Löhne deutlich anheben, würde das Einkommensgefüge vor Ort durcheinandergeraten.
- Faire Löhne bei den Zulieferern durchsetzen? Würde H&M sofort machen, aber oft wird in den Fabriken für mehrere Unternehmen gefertigt und da wäre es schwierig, wenn nur H&M mehr für seine Ware bezahlt.
Und so geht es weiter. Tenor des Interviews: Wenn nur H&M was ändert, bringt es nichts, es muss eine „Gesamtlösung“ geben. Jeder weiß, dass sich H&M im Wettbewerb behaupten muss und die ökonomische Realität nicht außer Acht lassen kann. Aber bei einem großen Unternehmen mit über 16 Mrd. Euro Jahresumsatz und guten Gewinnen muss man ein bisschen mehr Eigeninitiative erwarten können, die vielleicht auch über das in der Branche übliche Maß hinausgeht. Wenn sich alle hinter dem Nachbarn verstecken, wird sich auch nichts ändern. Nach Angaben der „Kampagne für Saubere Kleidung“ würde ein T-Shirt in Deutschland nur knapp zwölf Cent mehr kosten, wenn die Mindestlöhne in Bangladesch verdoppelt würden, weil die Lohnkosten nur etwa ein bis drei Prozent des Verkaufspreises ausmachen. Angesichts solcher Zahlen hören sich die Hinweise auf eine Gesamtlösung und ein drohendes Chaos im Lohngefüge eher nach einer Schutzbehauptung an, um bloß nicht als Erster etwas zu ändern. Wir hoffen mal, dass sich die großen Unternehmen in Zukunft gemeinsam auf eine Linie einigen können und sich für mehr nachhaltige Kleidung einsetzen.
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