Beim Thema nachhaltige Kleidung kommt man ja schnell auf eine ethisch-moralische Diskussion und die Frage, ob wir als Konsumenten nicht die Pflicht haben, billig produzierte Klamotten aus Ländern wie Bangladesch zu boykottieren, um die Zustände in der Textilindustrie vor Ort zu verbessern. Die Rolle des Verbrauchers rückt auch deshalb in den Vordergrund, weil die meisten Unternehmen nicht in der Lage zu sein scheinen, eigene Anstrengungen für eine positive Entwicklung und mehr nachhaltige Kleidung zu unternehmen.

Tatsächlich ist die Frage nur sehr schwierig zu beantworten und die Dinge liegen nicht so klar auf dem Tisch, wie man als änderungswilliger Konsument mit dem Wunsch nach besseren Zuständen in der Bekleidungsindustrie und Interesse an nachhaltiger Kleidung vielleicht meint. In der Diskussion rund um den kürzlichen Einsturz der Textilindustrie in Bangladesch lässt sich jedenfalls eins beobachten: Sowohl Näherinnen aus den betroffenen Ländern, Journalisten als auch Vertreter von Organisationen wie der „Fair Wear Foundation“ oder der „Kampagne für saubere Kleidung“ haben sich zu Wort gemeldet und halten einen generellen Boykott durch westliche Konsumenten nicht für die Lösung oder sogar für gefährlich für die Menschen vor Ort. Da z. B. allein in Bangladesch über vier Millionen Menschen als Textilarbeiter von der Arbeit in den Fabriken abhängig sind, könnte ein Boykott schlimme soziale Folgen haben und zig Menschen in die – noch größere – Armut stürzen.

Der Journalist Christoph Lütgert, der für Reportagen Textilfabriken in Entwicklungsländern besucht und mit Arbeitern vor Ort gesprochen hat, hat beispielsweise schon in einem Interview im Dezember 2012 über einen Boykott gesagt: „[…] das wäre genau der falsche Weg! Wenn man sich ganz zurückziehen würde, hätten die Leute ja noch weniger. Ich erinnere mich daran, dass ich nach meinem ersten Film über die Textilindustrie zusammen mit einer Näherin aus Bangladesch bei Lanz in der Talkshow war. Und diese Näherin hat die Zuschauer regelrecht angefleht, jetzt nicht Textilprodukte aus ihrer Heimat zu boykottieren. Davon haben sie gar nichts.“

Wie können wir also dafür sorgen, dass mehr nachhaltige Kleidung produziert wird? Es geht weniger um die Frage, wo die Klamotten produziert werden als wie, an dieser Stelle sollten die Verbraucher ansetzen. Konsumenten können sich bei Organisationen wie der Fair Wear Foundation oder auf Seiten wie korrekte-klamotten.de informieren, welche Anbieter an einer Verbesserung der bestehenden Zustände arbeiten und diese unterstützen – unabhängig davon, ob diese in Portugal, der Türkei oder Bangladesch produzieren. Auch Labels wie der GOTS, mit dem nachhaltige Textilien nach strengen Richtlinien zertifiziert werden und auf den z. B. auch wir von Coromandel achten, sollten für die Verkaufsentscheidung herangezogen werden. Und schließlich: Fragen stellen! Wir sollten uns alle immer mal wieder aufraffen, im Laden nach den Produktionsbedingungen und der Herkunft der Klamotten zu fragen. Auch wenn die Verkäufer keine Ahnung haben, dürfte die Message irgendwann ankommen.

Mehr zu spannenden nachhaltigen Themen hier im Blog oder direkt bei Coromandel, eurem neuen Label für einzigartige, nachhaltige Kleidung!