In Ländern wie Kambodscha und Bangladesch nachhaltige Kleidung weiterhin Mangelware
Als Bezieher und Verkäufer nachhaltiger Kleidung beobachten wir ziemlich genau, was in klassischen Produktionsländern von Textilien wie Kambodscha oder Bangladesch vor sich geht und wie sich die Textilindustrie insgesamt entwickelt. Regelmäßig kann man sich in den Medien davon überzeugen, dass diese Länder von einer Produktion nachhaltiger Kleidung weit entfernt sind und zigtausend Arbeiter darunter leiden – oder mitunter sogar mit dem Leben bezahlen.
Druck auf Produzenten und Textilketten steigt
Langsam, Schritt für Schritt, scheint sich aber doch etwas an den Bedingungen der Arbeiter vor Ort zu tun. Zum einen, weil große westliche Textilketten seitens der Konsumenten mehr unter Druck geraten, sich mehr für die Herstellung nachhaltiger Kleidung zu engagieren. Zum anderen, weil offenbar auch die Arbeiter zunehmend bereit sind, ihren berechtigten Anliegen Gehör zu verschaffen.
Um für höhere Löhne zu streiten, sind jetzt hunderttausende Textilarbeiter in Kambodscha in den Streik getreten, offenbar mussten bis zu 80 Prozent der Textilfabriken in dem Land vorübergehend schließen, zwei Drittel der ca. 600.000 Arbeiter gehen vorerst nicht weiter ihrer Arbeit in den Fabriken nach. Außerdem trugen schon mehrere zehntausend Arbeiter ihren Protest für höhere Löhne und gegen Ausbeutung der Arbeiter in Form von Protestmärschen auf die Straße.
Gewerkschaften streiten für höheren Mindestlohn in der Textilbranche
Hintergrund der Proteste ist, dass die Regierung den Mindestlohn in der Textilbranche gerade von 80 auf 95 Dollar (70 Euro) pro Monat erhöht hat, die Gewerkschaften fordern jedoch mindestens 160 Dollar. Anstatt die Lebenswirklichkeit der Arbeiter, die oft genug am Existenzminimum um das tägliche Überleben kämpfen, zur Kenntnis zu nehmen und eine entsprechend angemessene Lohnerhöhung zu unterstützen, warnt der Verband der Textilhersteller lieber, dass Strafzahlungen für verspätete Lieferungen den gesamten Sektor in Bedrängnis bringen und zu einem Abzug von Investoren führen könnten.
Die Textilindustrie in Kambodscha fertigt Kleidung vor allem für den europäischen und amerikanischen Markt, für Verbraucher also, denen eine vernünftige Lohnerhöhung für die Textilarbeiter kaum weh tun würde. Bereits mehrfach wurde von Experten darauf hingewiesen, dass bei einer stärker nachhaltig ausgerichteten Produktion mit angemessenen Löhnen (deutlich höher als bisher) der Verkaufspreis der Klamotten hierzulande nur um einige Cent steigen würde. Ein Preis, den ich sofort zahlen würde, wenn dafür die Leute in den Produktionsländern vernünftig von ihrer harten Arbeit leben könnten und die Fertigung eher nachhaltigen Grundsätzen genügen würde.
Streiks treffen Kambodschas wichtigsten Wirtschaftszweig
Der Textilsektor ist für Kambodscha von herausragender Bedeutung, sodass die Regierung die Streiks durchaus schmerzen wird. Insgesamt befinden sich fast 800 Textil- und Schuhfabriken in Kambodscha, die aktuellen Streiks scheinen aber keine wundersame Ausnahme zu sein, stattdessen sind Streiks von Textilarbeiten mehr und mehr an der Tagesordnung. Allein im Zeitraum von Januar bis November dieses Jahres traten Arbeiter mehr als 130 Mal in den Ausstand.
Wir sind gespannt, wie die Diskussion weiterläuft und ob die Proteste Erfolg haben. Wünschenswert eine starke Stimme der westlichen Länder für mehr nachhaltige Kleidung, wie sie z. B. durch den Global Organic Textile Standard (GOTS) zertifiziert werden, auch von Seiten der hiesigen Unternehmen, aber bisher ist von dieser Seite nicht viel zu hören.
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