Nach dem Markt ist vor dem Markt
Am Wochenende waren wir gemeinsam mit vielen anderen Ausstellern aus den Bereichen Mode, Schmuck, Essen, Kunst etc. auf dem Stijl DesignMarkt in Leipzig. Auch wenn, hier setzt sich leider ein Trend bei den Leipziger Märkten fort, es wirtschaftlich kein voller Erfolg war, haben wir viele interessante Leute kennengelernt und einige neue Impulse mitgenommen – was mindestens so wichtig ist wie die Verkäufe.
100% Sicherheit gibt es leider nicht
Ein Gespräch mit zwei Kundinnen an unserem Stand ist mir hängengeblieben. Sie hatten mich gefragt, woher unsere Klamotten kommen und welche Materialien wir verwenden. Da ich mich nun schon lange mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftige, war ich so offen, wie ich sein konnte: Die Baumwolle für unsere Produkte (außer den Beuteln) stammt aus biologischem Anbau und ist zu 100% nach dem GOTS zertifiziert.
Doch, und das habe ich ebenfalls gesagt, obwohl es sich um einen sehr anspruchsvollen und weithin anerkannten Standard für nachhaltige Kleidung handelt, bleibt natürlich ein Rest Unsicherheit – auch bei uns. Trotz aller guten Absichten und strengen Kriterien kann vermutlich jedes Zertifikat und jeder Standard mit ausreichend krimineller Energie umgangen werden, zumindest eine Zeit lang. Solange wir die Baumwolle nicht bei uns auf dem Balkon anbauen und zu Hause verarbeiten, bleibt auch der Bezug nachhaltig produzierter Ware bis zu einem gewissen Grad eine Black Box. Wir müssen darauf vertrauen, dass die Kontrollmechanismen greifen und schwarze Schafe aussortiert werden.
Wir wollen unseren Beitrag leisten
Finden wir den GOTS als Standard für nachhaltige Klamotten gut? Absolut! Würden wir für 100% der Produzenten und der Baumwolle unsere Hand ins Feuer legen, dass wirklich an keiner Stelle irgendjemand seine schmutzigen Finger im Spiel hatte? Nein. Ein Teil der Zertifizierung bleibt eben immer auch Vertrauenssache, weder große Unternehmen noch wir als kleines Label haben die Möglichkeit, die Produktionskette komplett transparent zu durchleuchten.
Das betrifft im Übrigen nicht nur den Bereich der Klamotten. Bei unseren Holzsonnenbrillen und Bambussonnenbrillen haben wir uns bewusst für die FSC-Zertifizierung entschieden. Aber auch hier müssen wir uns darauf verlassen, dass die Prüfungen sorgfältig gemacht werden und Fehler schonungslos aufgedeckt werden. Vielleicht liegt unser Beitrag zur Nachhaltigkeit auch nicht nur im Verkaufen von nachhaltigen Klamotten, sondern mindestens genauso darin, dass wir eine Nachfrage für korrekte Alternativen schaffen, die hoffentlich das System verändern können.
Nach dem Gespräch mit den beiden Kundinnen habe ich überlegt, ob ich ein schlechter Verkäufer bin. Denn gekauft haben sie nichts und richtig glücklich schienen sie nicht mit der Antwort zu sein. Aber was wäre die Alternative? Sollte ich lieber so tun, dass alles auf jeden Fall paletti und jeder Missbrauch komplett ausgeschlossen ist? Wer sich mit Zertifizierungen oder Siegeln ein bisschen auskennt, weiß, dass das eine ziemlich mutige, wenn nicht sogar waghalsige Behauptung, wäre. Gelogen wird beim Thema Nachhaltigkeit schon genug, dazu müssen wir nicht beitragen, auch wenn uns dadurch mal ein Verkauf durch die Lappen geht…
Mehr zu Themen rund um Nachhaltigkeit hier im Blog oder direkt bei Coromandel, eurem Label für nachhaltige Klamotten und Eco Fashion!