Gardasee von Vermüllung durch Plastikteile betroffen

Einer der schönsten Seen Europas, der italienische Gardasee, ist offensichtlich weit weniger sauber als bisher angenommen. Dafür musste allerdings offenbar erst eine wissenschaftliche Untersuchung her, bei der geprüft wurde, welche Partikel sich im Wasser des Sees wiederfinden. Dass unsere Meere von Müll, insbesondere Plastikmüll, schwer betroffen sind und zahlreiche Meerestiere an den Folgen der Umweltverschmutzung verenden, ist bekannt. Aber mehr und mehr finden sich Anzeichen, dass auch Seen stark betroffen sind, was Folgen für Mensch und Tier haben kann.

Müll wird direkt in See geworfen oder stammt von Deponien

Nun also nach schlechten Nachrichten über den Zustand der großen nordamerikanischen Seen auch der Gardasee, bei dessen Anblick mit scheinbar kristallklarem Wasser man das gar nicht vermuten würde. Experten waren bisher aufgrund der Lage des Sees in direkter Nähe zu den Alpen und dem kurzen Weg vieler Flüsse und Bäche zum See von einer eher geringen Belastung ausgegangen. Aber deutsche Forscher haben nun festgestellt, dass die Konzentration an Kunststoffteilchen im See deutlich höher ist als erwartet (die Studie wurde in der Fachzeitschrift „Current Biology“ veröffentlicht). Im Uferbereich sind die weniger als fünf Millimeter großen Partikel offenbar genauso oft zu finden wie an Meeresstränden. Die meisten der winzigen Kunststoffteile stammen offenbar von Plastikgegenständen und Verpackungen, die entweder direkt in den See geworfen wurden (Schweine!) oder über Mülldeponien ihren Weg ins Wasser gefunden haben. Die im Plastik enthaltenen Substanzen wie Polyethylen und Polystyrol werden nur über lange Zeit abgebaut, wenn überhaupt, und sammeln sich deshalb in Seen und Meeren mit der Zeit an. Nach Meinung der Forscher können diese Plastikteilchen sowohl die Ökosysteme im Wasser und deren Bewohner als auch die Gesundheit von Menschen gefährden.

Mangel an Nachhaltigkeit wird am Ende auch den Menschen zum Verhängnis

Wie kommen die Plastikteile bis zum Menschen bzw. leider sogar in den Menschen? Was schert’s uns, wenn ein paar Kleintiere verenden, davon kriegen wir ja nicht viel mit, denkt sich vielleicht der eine oder andere (Idiot). Aber ganz so problemlos ist es leider nicht. Die winzigen Partikel werden von Fischen und anderen Tieren fälschlicherweise für Fressbares gehalten, dadurch gelangen giftige Plastikreste in die Nahrungskette, die meistens auf unseren Tellern endet. In Muscheln wurden z. B. fluoreszierende Kunststoffablagerungen nachgewiesen. Mjam, da kann einem durchaus der Appetit vergehen. Die Menschen, die nichts Besseres zu tun haben als ihren Müll in Seen und Flüssen zu entsorgen, scheinen immer noch nicht begriffen zu haben, dass der ganze Dreck wie ein Bumerang früher oder später wieder zurückkommt – die Umwelt ist eben kein Schwarzes Loch, in dem alles einfach wie durch Zauberhand für immer verschwindet.

Die Forscher der Uni Bayreuth und der TU München gehen davon aus, dass andere Seen und Flüsse, die näher an städtischen oder industriellen Ballungszentren liegen, noch weit mehr betroffen sind als der Gardasee. Sie sagen: „Wir wollen die Ergebnisse der Analysen als ein generelles Warnsignal verstanden wissen. Plastikmüll ist eine Gefahr, die keineswegs nur auf ferne Regionen in den Ozeanen – wie etwa den bekannten Nordpazifikwirbel – beschränkt ist. Umweltwissenschaften und Umweltpolitik sollten sich für diese Problematik verstärkt interessieren.“

Passend dazu hat übrigens gerade Deutschlandradio einen Bericht über die Verschmutzung des Tejo auf der iberischen Halbinsel veröffentlicht. Auch durch die Auswirkungen der Finanzkrise, deretwegen Zuschüsse an Umweltschutzorganisationen gekürzt wurden, entwickelt sich der Fluss offenbar zu „einem einzigen Abwasserkanal“.

Mehr zu spannenden nachhaltigen Themen hier im Blog oder direkt bei Coromandel, eurem neuen Label für einzigartige, nachhaltige Kleidung!