Industrieländer hofften durch Fracking auf neues Energiezeitalter

Viel Hoffnung wurde seitens vieler energiehungriger und rohstoffarmer Industrieländer in das sog. Fracking gesteckt, endlich, so hoffte man, könnte man sich vielleicht aus der Abhängigkeit zwielichtiger Rohstofflieferanten wie Russland oder einiger arabischer Staaten befreien. Aber wie der Rat für Nachhaltige Entwicklung in einem Beitrag schreibt, sind diese Hoffnungen vielleicht maßlos überzogen, der Boom, der gerade in den USA herrscht, ist vielleicht schon bald wieder vorbei.

Die Folgen des Frackings für die Umwelt sind bis heute unklar

Die Deutschen sind ja von Beginn an keine besonderen Freunde des Frackings gewesen. Viel zu gefährlich klangen für deutsche Ohren das Verfahren, bei dem Öl oder Erdgas mit allerlei Chemikalien und unter hohem Druck aus dem Erdreich gelöst wird, und die mitunter kolportierten Folgen für die Umwelt. In Berichten aus den USA war zum Teil zu sehen, wie in Fracking-Gebieten aus Wasserhähnen von Bewohnern plötzlich giftiges Gas strömte, das man ohne Weiteres entzünden konnte, niemand weiß bis heute so genau, welche Folgen das Fracking genau für die Umwelt hat – die USA sind trotzdem fleißig vorangegangen, um ihren Rohstoffhunger zu stillen.

Auch im Koalitionsvertrag der Großen Koalition steht, dass Fracking eine „Technologie mit erheblichem Risikopotential sei“ und die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt bisher nicht ausreichend geklärt seien. Oft genug wurden die zaghaften Deutschen in den letzten Jahren für ihre Zurückhaltung gescholten, zu viele Umweltromantiker seien hier bei uns unterwegs, die keinen Sinn für neue Technologien hätten, obwohl das Fracking doch so segensreich ist. Die EU-Kommission zeigt sich dem Fracking nach anfänglichem Zögern inzwischen durchaus aufgeschlossen, unser Energie-Kommissar in Brüssel hat die Bedenken der Deutschen nie so richtig nachvollziehen können. Ist doch alles nicht so schlimm!

Der Fracking-Boom scheint sich in den USA schon deutlich abzukühlen

Nach Ansicht des Rats für Nachhaltige Entwicklung mehren sich jetzt allerdings die Zeichen, dass der Fracking-Book evtl. genau so schnell wieder in sich zusammenfallen könnte wie er gekommen ist und dass die Zweifler und Nörgler am Ende vielleicht doch Recht behalten. Nachdem zunächst eine neue Energie-Ära und das „goldene Zeitalter für Gas“ von der Internationalen Energieagentur IEA ausgerufen wurde, scheint sich die Goldgräberstimmung jetzt umzukehren.

Die Industrie in den USA wird offenbar zum Opfer ihres eigenen Erfolgs, die Preise für Erdgas sind aufgrund der stark ausgeweiteten Förderung auf einen Tiefpreis gefallen, die Erträge aus dem Rohstoffgeschäft sind damit nicht mehr so attraktiv wie zunächst gehofft. Offenbar ziehen sich deshalb jetzt auch Investoren und Energiefirmen zurück, das Fracking ist wohl angesichts der eher bescheidenen Erträge zu teuer. Die Beteiligungen von Investoren an Frackinggebieten sanken innerhalb weniger Jahren von rund 35 Milliarden Dollar auf 3,4 Milliarden Dollar im Jahr 2013. In einem Bericht der amerikanischen Ökonomin Deborah Rogers heißt es, dass man es evtl. mit einer Investmentblase zu tun habe, die Energiekonzerne hätten ihre Gasvorräte vielleicht um bis zu 500 Prozent zu hoch angesetzt. Jetzt setzt das Abschreibungskarussell bei den Konzernen ein, weil die Investitionen plötzlich nicht mehr so viel Wert sind, allein Royal Dutch Shell musste rund zwei Milliarden Dollar abschreiben – bei der Größe des Unternehmens nicht dramatisch, aber zumindest ein Fingerzeig.

Nach Ansicht von Experten würde sich der Einsatz des Frackings momentan in Europa überhaupt nicht lohnen, weil die Preise für Erdgas und Erdöl hierfür einfach nicht hoch genug sind – von den möglichen Gefahren für die Umwelt einmal ganz abgesehen. Zu den hohen Kosten beim Fracking trägt bei, dass schon nach ein bis zwei Jahren die Vorkommen größtenteils erschöpft sind, man muss also ständig neue Vorkommen anbohren und mit Chemikalien aus dem Erdreich pressen, dabei kostet eine Bohrung zwischen drei und zehn Millionen Dollar.

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