Meinungen zum Veganismus gehen weit auseinander

Eigentlich hätte man in den letzten Monaten und Jahren denken können, dass vegane Ernährung langsam aber sicher zum Mainstream wird, raus aus der Nische vergangener Zeiten. Immer mehr Menschen scheinen sich um die Auswirkungen ihres Konsums Gedanken zu machen, da ist die Frage nach einer moralisch akzeptablen Lebensweise eng mit der Frage der Ernährung verbunden. Tatsächlich scheint das Thema vegane Ernährung aber nach wie vor viele Menschen hierzulande zu polarisieren, wie stark, hat SPON jetzt in einem Pressekompass aus der deutschen Zeitungslandschaft zusammengefasst.

Moralische Bedenken werden von manchem Mitmenschen weggewischt

Die vegane Ernährung wird hier eingeordnet zwischen den Polen „vegane Ernährung ist gesund“ und „vegane Ernährung ist ungesund“ sowie auf der zweiten Achse zwischen „man darf Tiere nicht essen“ und „Tier sind zum Essen da“. Und tatsächlich, was ich nicht erwartet hätte, stehen die Autoren der verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften sich einigermaßen unversöhnlich hinsichtlich der gesundheitlichen und moralischen Bewertung der veganen Ernährung gegenüber.

So schreibt etwa Alexander Grau auf Cicero Online, dass vegane Ernährung in erster Linie ein Ausdruck von Wohlstandsdekadenz und Hypermoralismus sei, denn erst wenn in einer Gesellschaft ein gewisser Wohlstand erreicht sei, hätten die Menschen überhaupt die Möglichkeit, sich mit der Frage der richtigen Ernährung zu befassen. Moralische Bedenken? Offenbar bei Herrn Grau nicht erkennbar vorhanden, wobei die Frage erlaubt sein muss, ob Fragen, die erst mit einem Wohlstandsniveau relevant werden, nicht trotzdem relevant und richtig sein können. Schließlich ist ein wesentlicher Teil der Alltagsfragen, mit denen wir Industriestaatenbewohner uns tagtäglich auseinandersetzen, nicht mehr von Krieg, Elend und akuter Not hervorgerufen – ist die Beschäftigung mit diesen deshalb Ausdruck von Dekadenz?! Merkwürdige Logik… Ander Autoren weisen darauf hin, dass vegane Ernährung mit verschiedenen Gesundheitsrisiken verbunden sei, darunter ein Mangel an Vitamin B12 oder einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte und Osteoporose.

Vegane Ernährung – in einigen Jahrzehnten vielleicht völlige Normalität

Franziska Felber vom Tagesspiegel behauptet hingegen genau das Gegenteil, eine vegane Ernährung, wenn man sie richtig gestaltet, könne das Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen senken und schütze sogar vor Krebs und Alzheimer. Zum Glück sind sich viele Autoren offenbar hinsichtlich der moralischen Komponente einig, der ich unbedingt zustimmen würde: Eine stark auf Fleisch ausgerichtete Ernährung sorge für eine Ausbeutung von Millionen von Lebewesen. Für Christian Vock von news.de sind Veganer, sofern der Umgang mit Tieren betroffen sei, die besseren Menschen.

Dass das moralische Dilemma des Fleischessens von manchen Menschen immer noch so konsequent geleugnet wird, weil der Mensch nun mal ein Allesfresser sei und das Essen von Tieren nun mal ganz natürlich (im Gegensatz zur Massentierhaltung…) sei, verwundert mich doch sehr, ich dachte, wir sind in der Entwicklung schon ein Stück weiter gekommen. Unter uns: Vieles von dem, was vor einigen Jahrhunderten oder Jahrzehnten noch für völlig natürlich und unverfänglich gehalten wurde (Sklaverei, Ablehnung des Frauenwahlrechts, Kinderarbeit…), wird inzwischen von unserer Gesellschaft einhellig abgelehnt. Das sollten sich diejenigen, die sich über den Moralismus beim Thema vegane Ernährung wundern, immer mal vergegenwärtigen.

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