Konsum, Konsum, Konsum – viele junge Menschen steigen von Karussell ab
Wir sind auf einen Bericht über einen jungen Mann gestoßen, der sich trotz super Uni-Abschlüsse und Chancen auf einen richtig guten Job dafür entschieden hat, auf allen möglichen Luxus zu verzichten und von 500 Euro im Monat zu leben. Er hat einen Abschluss in VWL mit der Note 1,0 in der Tasche und könnte eigentlich seinen Kommilitonen folgen, die gutes Geld verdienen, sich allerlei nette Dinge leisten könnten, die Familienplanung angehen, vielleicht bald ein Häuschen bauen wollen, aber das alles reizt ihn offenbar nicht.
Mit ein paar hundert Euro glücklich und zufrieden – kann das gehen?
Wie es in dem Artikel heißt, ist die gewonnene Zeit für ihn wertvoller als shoppen zu gehen, sich eine große Wohnung oder ein Auto leisten zu können. Als echten Aussteiger sieht er sich allerdings nicht, denn arbeiten geht er schon, weil er nicht auf die Hilfe anderer angewiesen sein will. Deshalb nimmt er auch keine staatliche Unterstützung in Anspruch, um mehr Geld zur Verfügung zu haben, sondern schränkt sich ein, wo es nur geht: kein Kühlschrank, Leben in einer WG, nicht essen gehen, sondern selber kochen… Konsumverzicht als Lebensprinzip, kann das gut gehen? Wenn man dem Artikel glauben schenken darf, macht er dabei auch einen rundum zufriedenen Eindruck.
Es ist spannend zu sehen, wie immer mehr junge Menschen der jetzt ins Berufsleben startenden Generation sich Gedanken über Nachhaltigkeit, ein gut gelebtes Leben und darüber machen, was es neben den üblicherweise vorgesehenen Lebenswegen mit Ausbildung, Job, Flachbildfernseher, Einbauküche, eigenes Auto, eigenes Häuschen, drei Mal Urlaub im Jahr,… noch geben kann.
Die Leute entwickeln für sich eigene Lebensentwürfe vom Totalausstieg mit dem Verzicht auf Geld bis zum Teilzeit-Jobben, um wenigstens die Dinge des täglichen Bedarfs finanzieren zu können. Das ist vielleicht nicht neu, auch in früheren Generationen gab es Leute, die aus dem geregelten Lebenslauf ausgeschert sind, aber es sieht so aus, als ob in der jetzt startenden Generation die kritische Auseinandersetzung mit unserem derzeitigen System neu angefacht wurde.
Alternative Lebensentwürfe stoßen auf böse Kritik und Bewunderung
Wenn man die Reaktionen und Kommentare auf den Artikel verfolgt, kann man sehen, dass junge Menschen wie der aus dem Artikel polarisieren. Hier findet man alles von wütender Ablehnung und Beleidigungen bis hin zu Bewunderung und Respekt für die konsequente Wahl des eigenen Lebenswegs. Meiner Meinung nach ist die größte mögliche Kritik, nämlich dass er sich auf Kosten des Staates und der Solidargemeinschaft durch den Bezug von Hartz 4 eine gute Zeit macht, in diesem Fall nicht treffend, hier hätte ich auch meine Probleme. Aber wenn er für 10 Stunden die Woche arbeiten geht und mit den paar hundert Euro zurechtkommt, indem er auf den üblichen Konsum und die meisten Annehmlichkeiten verzichtet, warum nicht?!
Ich habe Kritiken gelesen, in denen es hieß, dass unsere Gesellschaft schlecht dran wäre, wenn alle jungen Menschen nach der Ausbildung in den Sack hauen und nicht nach höherem Streben würden, mit einem entsprechend gut bezahlten Job, so könne eine Gesellschaft nicht nachhaltig funktionieren. Hier stellt sich allerdings die Frage, ob die Leistung für die Gesellschaft sich immer nur am Job, den gezahlten Steuern und der Teilnahme am allgemeinen Konsum-Kauf-Häuslebau-Karussell bemisst.
Was ist mit dem ehrenamtlichen Engagement, das von den Leuten ggf. in der gewonnenen Zeit in Angriff genommen werden kann? Der junge Mann aus dem Artikel engagiert sich z. B. politisch, sowohl für eine Partei als auch für Attac, wenn er sich hier und in anderen Bereichen reinhängt, ist der Gesellschaft vielleicht mehr gedient als wenn er Volkswirtschaftler in einer Bank mit sattem Gehalt und einem feinen Extrabonus wäre.
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