Unsere Energiewende stockt, trotz bester Absichten aller Beteiligten
Obwohl die Energiewende bei uns im Monatsrhythmus zur Chefsache erklärt wird und von allen Beteiligten wahlweise als unverzichtbar, alternativlos oder wegweisend bezeichnet wird, kommt die ganze Geschichte nicht so richtig voran. Es will einfach nicht so richtig klappen mit dem Ausbau der Stromtrassen, hier wird fast jeder neue Kilometer gefeiert, der trotz Wutbürgertum in die Landschaft genagelt wurde.
Wird Deutschland jetzt zum abschreckenden Beispiel für andere Länder?
Deutschland wollte eigentlich ein gutes Vorbild für andere Länder sein, zeigen, dass es möglich ist, ein modernes Industrieland auf fossilen Entzug zu setzen, ohne dass die Wirtschaft zusammenbricht. Aber offensichtlich tragen die Probleme und Verzögerungen dazu bei, dass die Energiewende inzwischen von manchen eher als Negativbeispiel wahrgenommen wird.
Wie bei SPON zu lesen ist, hat der neue konservative Premierminister von Australien, Tony Abbott, die Nase voll von Ökostrom und nachhaltiger Energieerzeugung. So jedenfalls lassen sich die Schritte interpretieren, die er in den letzten Wochen vollzogen hat: Entlassung der nationalen Klimakommission, Kürzung von Umweltprogrammen, geplante Abschaffung einer Steuer auf CO2-Emissionen, Abrücken von einem geplanten Emissionshandel für CO2-Zertifikate.
Australien probt die Rolle rückwärts, Klimawandel wird zum Schwachsinn
SPON spricht von einer „beispiellosen Kehrwende“, die hier in Sachen Nachhaltigkeit und grüner Klimapolitik von statten geht, dabei galt Australien bisher eigentlich eher als einer der Musterschüler bei der Abkehr von fossilen Brennstoffen. Für den Vorgänger Abbotts, den sozialdemokratischen Kevin Rudd, war der Klimawandel noch „die größte moralische Herausforderung unseres Lebens“ – jetzt scheint diese moralische Herausforderung erst mal ad acta gelegt zu werden.
Dass mit Abbott bei Themen wie Nachhaltigkeit, Klimawandel und Energiewende andere Zeiten anbrechen würden, war eigentlich schon vorauszusehen, er bezeichnete in der Vergangenheit Studien zum Klimawandel als „absoluten Mist“, auch engste Berater des Premierministers qualifizierten den Klimawandel als „wissenschaftliche Wahnvorstellung“ ab. Na, Prost Mahlzeit, hier werden die Uhren gerade wieder ein paar Jahre zurückgestellt und Scheindebatten aufgemacht, die wir eigentlich schon als entschieden wähnten. Der US-Umweltforscher bezeichnete denn auch die Klimapolitik Australiens als „eher eine Farce als eine Tragödie“.
Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind wegen hoher Kosten wenig sexy
Gründ für die Abkehr Abbotts von der Energiewende sind vor allem die hohen Kosten, die mit der Förderung des Ökostroms auf die Bevölkerung zukommen, sowie ein Ende des Rohstoffbooms in Australien, der dem Land über Jahrzehnte hinweg einen Aufschwung beschert hat, jetzt aber kargere Zeiten einläutet. Die Preise für Kohle und andere Rohstoffe sind zuletzt gesunken, jetzt soll die heimische Rohstoffbranche nicht noch durch die Förderung des Ökostroms unter Druck geraten – Umweltexperten und -verbände sind entsetzt über den Rückfall ins fossile Denken.
In all dem fällt Deutschland jetzt zu allem Überfluss auch noch die Rolle des abschreckenden Beispiels zu, durch die Energiewende hätte Deutschland die höchsten Energiepreise der Welt, diesem Beispiel könne man nicht folgen. Stattdessen will man sich eher an den USA orientieren, weil hier die Energie rund dreimal billiger sei als in Australien. Da hat man sich ja in Sachen Klimawandel und Nachhaltigkeit genau das richtige Beispiel ausgesucht, wollen wir hoffen, dass der politische Schwenk, den wir in Australien gerade erleben, nur von kurzer Dauer ist und von der nächsten Regierung wieder eingefangen wird…
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