Gut gemeint, aber…
Dass eine gute Work-Life-Balance für die meisten Mitarbeiter ein wichtiger Punkt bei der Wahl des Arbeitgebers ist, hat sich wohl bis zum letzten Kleinunternehmen in Hintertupfing rumgesprochen. Erst recht, seit die sogenannte Generation Y auf den Arbeitsmarkt gekommen ist, die im Durchschnitt mehr Wert auf Sinnhaftigkeit und genügend Freizeit und weniger auf Karriere und hohe Gehälter legt als ihre Elterngeneration. Inwischen gibt es auch den Begriff des Work-Life-Blending, also ein möglichst fließender Übergang zwischen Arbeit und Freizeit, aber für viele Arbeitnehmer könnte diese Entgrenzung zur Falle werden.
Work-Life-Blending animiert zur Dauerpräsenz

Evolution – Die Grenzen verschwimmen
Bereits als Unternehmen wie Facebook und Google oder hippe Startups damit anfingen, ihren Mitarbeitern die Arbeitszeit durch eigenes Fitnesscenter, Lounges, Kindergarten, Feelgood-Manager etc. so angenehm wie möglich zu machen, wurde davor gewarnt: Eine gesunde Grenze zwischen Arbeit und Freizeit ist gar nicht so schlecht, oft genug verführt das Work-Life-Blending Mitarbeiter dazu, gar keine Balance zwischen den beiden Sphären mehr zu halten und am Ende mehr oder weniger im Unternehmen zu leben. Warum noch nach Hause gehen, wenn es beim Job alles gibt, was man braucht? Damit verbunden war auch die Kritik an den Unternehmen, dass es ihnen mit den Ansätzen zum Work-Life-Blending weniger darum gehe, dass sich ihre Mitarbeiter wohlfühlen, sondern diese auf ganz subtile Art auszubeuten.
Bei SPON hat Klaus Werle jetzt nochmal am Beispiel des unbegrenzten Urlaubs ausgezeigt, wohin das Work-Life-Blending führen kann, nämlich zur zunehmenden Selbstausbeutung der Mitarbeiter. Einige Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern inzwischen an, unbegrenzt Urlaub nehmen zu können, plötzlich sind also auch mal drei Monate Rucksackreise durch Asien drin – ein Traum für jeden Arbeitnehmer. Eigentlich.
Inoffizielle Regeln verhindern angebliche Freiräume
Denn Klaus Werle beschreibt, wie Vorgesetzte ihren Untergebenen zwar eigentlich jederzeit unbegrenzten Urlaub einräumen würden, aber warum das dann doch oft aufgrund der aktuellen Projektlage nicht gut passt oder wie sie auf subtile Art zu verstehen geben, dass jetzt die richtige Zeit wäre, „um sich mal vertriebseitig zu profilieren“. Was offiziell im Sinne des Work-Life-Blending also erlaubt ist, scheitert dann oft an der aktuellen Auftragslage, man will ja auch nicht das Team im Stich lassen, oder am Gruppenzwang, denn wer will schon als einziger monatelang die Welt bereisen, während die Kollegen ein Projekt nach dem anderen durchziehen. So ist das Work-Life-Blending zwar im Prinzip eine gute Sache, führt aber oft nicht zu ausgeruhteren, zufriedeneren Mitarbeitern, weil der Job eben nie ganz aus dem Hinterkopf verschwindet und weil inoffizielle, unausgesprochene Regeln dazu führen, dass sich Mitarbeiter nicht trauen, die so attraktiv klingenden Rechte in Anspruch zu nehmen.
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