Niedergang einer US-Metropole – wenn Nachhaltigkeit bei der Stadtentwicklung fehlt

Detroit ist in den letzten Wochen durch die Medien gegangen, weil die US-Metropole kürzlich Insolvenz anmelden musste – die größte Stadt der USA, bei der dies bisher passiert ist. Damit hat der Niedergang der einstigen Industriestadt ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht, mit der Krise der US-Automobilindustrie war auch Detroit mehr und mehr ins Schlingern geraten, manche Bilder von dort sehen aus als wären sie in einer Geisterstadt aufgenommen. Viele Häuser und mitunter sogar manche Straßenzüge sind verlassen und verfallen, die sozialen Probleme sind an vielen Stellen ganz offensichtlich. Und auch wenn sich die amerikanischen Autobauer inzwischen schon wieder redlich erholt haben, ist dieser positive Schub bislang in der Stadt noch nicht angekommen. An Detroit lässt sich erkennen, was passiert, wenn Entwicklungen über Jahre verschlafen werden und kein nachhaltiges Konzept für eine Stadtentwicklung existiert. Zwar hing die Stadt am Tropf der Weltwirtschaft und ist damit nicht völlig selbstverschuldet in die Krise gerutscht, aber Bürger von Detroit sprechen von einem jahrzehntelangen Niedergang mancher Viertel, sodass die heutigen Zustände wohl nicht völlig überraschend gekommen sind.

Die Natur kehrt zurück – Graswurzelbewegung erobert die verlassenen Flächen

Wie SPON heute in einem Artikel beschreibt, entwickelt sich aus dem Elend inzwischen eine neue Bewegung, bei der Kleingärtner die leeren Flächen in Beschlag nehmen, um Gemüsegärten anzulegen, Obstbäume zu pflanzen und Gewächshäuser zu gestalten. Die Bürger der Stadt erobern zunehmend die Schneisen, die die wirtschaftliche Krise geschlagen hat, Nachhaltigkeit wird hier plötzlich erlebbar und rückt ins Zentrum des öffentlichen Lebens. In immer mehr Community Gardens werden die brach liegenden Flächen der Stadt zur Selbstversorgung genutzt, ganz nebenbei werden die Gärten auch zum sozialen Mittelpunkt vieler Menschen und schaffen ein neues Gemeinschaftsgefühl. Gerade den Armen kommt diese neue Bewegung zugute, denn viele Menschen haben kaum Zugang zu Lebensmitteln. In der Innenstadt gibt es kaum Supermärkte, gleichzeitig mangelt es aber an einem ausgebauten öffentlichen Nahverkehr, sodass viele arme Menschen ohne Auto meist in die quasi omnipräsenten Fastfood-Filialen fallen. Das soll sich ändern, in Zukunft soll ein wesentlicher Teil des verzehrten Obstes und Gemüses in der Stadt angebaut werden, so wollen es jedenfalls Organisationen, die die Entwicklung der mehr als tausend Stadtgärten fördern.

Detroit wird damit zum Versuchslabor für ehemalige Industriemetropolen, es wird spannend sein zu beobachten, wie sich die Bewegung weiterentwickelt und ob sich die Community Gardens langfristig etablieren können. Oder ob mit dem nächsten wirtschaftlichen Aufschwung die Flächen wieder für den Neubau von Häusern und Einkaufszentren gebraucht werden und alles wieder dem Mutterboden gleichgemacht wird.

Mehr zu spannenden nachhaltigen Themen gibt’s hier im Blog oder bei Coromandel, schaut rein!