Im Ausland für Menschenrechte, daheim der große Wanderzirkus

In Anzeigen wirbt das Europäische Parlament gerade dafür, wie es weltweit für die Rechte der Menschen eintritt. Menschenrechte, ein absolut wichtiges Thema, ohne Frage! Und hier kann das Parlament sicher einen wertvollen Beitrag leisten. Ein bisschen mehr Einsatz wäre allerdings auch an der Heimatfront wünschenswert, um einen krassen Fall von Verschwendung und ökologischem Nonsens in den Griff zu kriegen: Die seit vielen Jahren gängige Pendelei zwischen Brüssel und Straßburg, den beiden Sitzen des Parlaments.

Pendelei bringt Verschwendung und Umweltverschmutzung

Zwölfmal im Jahr sind tausende Parlamentarier und Mitarbeiter des Parlaments mit dem regelmäßigen Umzug zwischen den beiden Städten befasst, zwischen denen immerhin über 400 Kilometer liegen. Nach Angaben von SPON werden so pro Jahr rund 180 Millionen Euro an Steuergeldern einfach verbrannt, die man so viel sinnvoller für die Verteidigung der Menschenrechte in anderen Gebieten oder zur Bekämpfung der Armut in europäischen Ländern einsetzen könnte. Neben dem finanziellen Schaden wird natürlich auch die Umwelt in einem Ausmaß belastet, das den ganzen Wanderzirkus in keiner Weise akzeptabel macht: Das Hin und Her führt dazu, dass rund 15.000 Tonnen Treibhausgase jährlch für nichts und wieder nichts in die Atmosphäre geblasen werden. Mal ehrlich, da können wir zu Hause aber noch so vorbildlich auf Energiesparlampen und regional produzierte Äpfel umsteigen, bei so viel Schwachsinn wirken die alltäglichen Bemühungen um mehr Umweltschutz ja zwangsläufig lächerlich, so wichtig sie auch sein mögen…

Inzwischen ist es wohl offenbar so, dass selbst die Parlamentarier keine Lust mehr auf die sinnlosen Standortwechsel haben. Kein Wunder, wer steckt schon einmal im Monat gerne sein ganzes Zeug in Kisten und packt es am anderen Standort wieder aus – ich will gar nicht wissen, wie oft da Sachen verloren gehen, im Chaos versinken oder durcheinander geraten, wenn ständig ganze Büros auf Wanderschaft gehen.

Frankreich wird sich den Wechsel was kosten lassen

Bei dem ganzen Prozedere handelt es sich übrigens, wie üblich bei der EU, um ein historisches Relikt, das irgendwann mal geschaffen wurde, um Frankreich für irgendeine Entscheidung zu gewinnen. Und wie es immer ist, was die Länder einmal an sich gerissen haben, geben sie schon aus Prestigegründen nicht so schnell wieder her, auch wenn das ganze Verfahren mit Blick auf Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Klimawandel, Verschwendung….. zum Himmel stinkt und abgeschafft gehört. Frankreich hat bisher jeden Versuch blockiert, Straßburg als zweiten Standort des Parlaments abzuschaffen. Doch immer wieder wird mal ein neuer Vorstoß gewagt, weil auch die Bürger kein Verständnis für den Zirkus haben, während in Ländern wie Griechenland oder Spanien Leute hungern und massenhaft arbeitslos sind.

Die neue Taktik: Das Parlament verlangt das Recht, selbst über seinen Sitz entscheiden zu können, hierüber wird in dieser Woche abgestimmt. So fordert man nicht direkt die Abschaffung von Straßburg als zweitem Sitz, aber kann zumindest die Entscheidungsgewalt über den eigenen Standort endlich an sich binden und so vielleicht über kurz oder lang ganz nach Brüssel ziehen. Alle Beteiligten wissen aber, dass es einen Kuhhandel (oder feiner ausgedrückt: einen Kompromiss) geben muss, wenn man sich mit Frankreich einigen will. Jetzt wird also fieberhaft überlegt, welche Institution man im Austausch nach Straßburg geben könnte. Wie auch immer es am Ende kommt, Hauptsache die sinnlose Pendelei hat endlich ein Ende, die Schildbürger lassen herzlich grüßen…

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