Fleischkonsum – Sind wir denn alle ein bisschen Karnisten?
Cooles Interview des enorm-Magazins mit der Sozialpsychologin Melanie Joy, die an der University of Massachusetts lehrt und sich seit über 20 Jahren in der Tierrechtsbewegung engagiert, zum Thema Fleischkonsum, Vegetarismus und Veganismus. Ihrer Meinung nach leben wir als Gesellschaft in einem System des Karnismus, d. h. wir sind Anhänger einer sozialen Norm oder Ideologie, nach der es OK ist, Tiere zu essen. Zwar handele es sich um ein höchst unlogisches System, trotzdem werde der Karnismus als Glaubenssystem in unserer Gesellschaft kaum hinterfragt, weil er so dominant ist und wir lernen, die Welt durch die karnistische Brille zu betrachten. Wir haben schon in einem früheren Post beschrieben, dass der gegenwärtige Fleischkonsum in den meisten Industrieländern für eine wirklich nachhaltige Entwicklung viel zu hoch ist.
Der Karnismus weiß sich zu verteidigen – die Mythen des Fleischkonsums
Laut Joy handelt es sich bei den weit verbreiteten Annahmen, dass man sich ein vermeintlich teures veganes Leben erst mal leisten können müsse und über eine vegane Ernährung nicht genug Proteine zu sich nehme, um Mythen und Verteidigungsmechanismen des Karnismus. Dass der gegenwärtige Fleischkonsum bei uns als normal angesehen werde, liege auch an diesen und ähnlichen Argumenten, die sich üblicherweise nach den drei Ns richteten: Fleisch zu essen sei nämlich normal, natürlich und notwendig. Dass es sich hierbei um ziemlich schwache Argumente handelt, kann jeder ahnen, der weiß, dass mit diesen Schlagworten ungemein viele Überzeugungen von der Verhinderung des Frauenwahlrecht bis zur Sklaverei verteidigt wurden, die wir inzwischen glücklicherweise überwunden haben.
Die wachsende Akzeptanz für Biofleisch ist für Joy ein ermutigendes Zeichen, auch wenn dies mehr ein Feigenblatt für ein insgesamt falsches System sei. Unter dem Strich bleibe es grausam und moralisch nicht vertretbar, ein Wesen nur wegen seines Geschmacks umzubringen, schließlich handele es sich wie beim Menschen um fühlende Wesen. Sie ergänzt: „In den letzten Jahren sind immer mehr Menschen Veganer geworden, denn die meisten Menschen mögen Tiere und legen auch Wert auf Gerechtigkeit. […] Man muss Tiere nicht lieben, um die Ungerechtigkeit, die ihnen widerfährt, abzulehnen.“
Vegetarier, Veganer & Co – Erleben wir noch einen Bewusstseinswandel?
Nach Joys Meinung brauchen wir nicht nur eine Verhaltensänderung, sondern vielmehr einen ganzheitlichen Bewusstseinswandel, der sowohl auf individueller Ebene als auch auf gesellschaftlicher Ebene erfolgen muss. Vielleicht ist die zunehmende Zahl der Menschen, die sich einer vegetarischen oder veganischen Ernährung verschreiben, schon ein erster Schritt auf dem Weg zu einem solchen Wandel? Wenn mich nicht alles täuscht, fangen mehr und mehr Menschen in Deutschland an, ihre Ernährung umzustellen oder wenigstens bewusster mit ihrem Fleischkonsum umzugehen – wohl auch getrieben durch Fleichskandale wie gerade wieder bei Wiesenhof. Schön wär’s, mal schauen, ob sich hieraus ein echter Trend entwickelt oder ob das nur ein gefühlter Wandel ist.
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