Einige Länder Afrikas beginnen, sich aus der Armut zu befreien
Dass viele Länder Afrikas immer noch in bitterer Armut leben, kann man wohl als Armutszeugnis der westlichen Entwicklungshilfe bezeichnen, die zwar seit Jahrzehnten Geld in diese Region der Welt schaufelt, ohne jedoch in der Breite nachhaltig und spürbar etwas zum Besseren verändert zu haben. In einem aktuellen SPON-Artikel mit dem Titel „Kampf gegen die Armut: Afrika bannt seinen Fluch“ hat der Autor Alexander Demling trotz der schwierigen Lage einige sehr hoffnungsfrohe Entwicklungen auf dem afrikanischen Kontinent skizziert.
Hilfe führte in der Vergangenheit allzu oft nicht so einer nachhaltigen Verbesserung
Die in der Vergangenheit üblichen Formen der Entwicklungshilfe wurden oft dafür kritisiert, dass man zwar mit guten Absichten das Geld nach Afrika getragen habe, durch eine Verteilung nach dem Gießkannenprinzip, einen mangelnden Fokus auf die Selbstwirksamkeit der Menschen vor Ort und das Versickern vieler Gelder an den falschen Stellen – nämlich weiter oben in der Nahrungskette der Bevölkerung – ein Großteil der Hilfe nicht zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen und einer Verringerung der Armut geführt habe.
Dass die westliche Entwicklungshilfe für Afrika in vielen Fällen mehr schlecht als recht zur Bekämpfung der Armut beigetragen hat, macht Demling schon am Beginn klar, so seien durch die Hilfe und den Rohstoffreichtum des Kontinents in der Vergangenheit vor allem Korruption und Bürgerkriege befördert worden. Trotzdem gebe es inzwischen Beispiele dafür, wie sich einzelne Länder Schritt für Schritt erfolgreich aus der Armut befreien können, allen voran Tansania und Ghana.
Wege aus der Armut: Tansanie startet erstes umfassendes Sozialprogramm
Beschrieben wird ein Beispiel aus Tansania, wo einer von Armut betroffenen Frau seitens des Staates eben nicht mehr einfach nur das Nötigste zur Verfügung gestellt wird, um Monat für Monat über die Runden zu kommen, ohne wirklich was an ihrer Situation zu ändern. Stattdessen erhält die Mutter von mehreren Kindern jeden Monat 18 Dollar dafür, dass sie sicherstellt, dass ihre Kinder in die Schule gehen. Statt weiterhin auf die Almosen des Staates angewiesen zu sein und in der Armut gefangen zu bleiben, konnte die Frau mit dem staatlichen Geld Hühner kaufen und den Verkauf von Eiern und Fleisch auf Märkten der Umgebung organisieren.
Zwar handelt es sich bei diesem Beispiel um ein Pilotprojekt, dass von der Regierung in Tansania in ein einigen Dutzend Dörfern durchgeführt wird, hieraus soll nun aber ein groß angelegtes Sozialprogramm für die Bevölkerung des Landes entstehen. Knapp 200 Millionen Euro jährlich werden nach Angaben des Artikels in den kommenden Jahren ausgegeben, um durch ähnliche Projekte der Armut des ostafrikanischen Landes zu begegnen. Tansania macht derzeit eine besonders positive Entwicklung durch, Einkommensarmut, Kindersterblichkeit und Mangel an alltäglichen Dingen wie Wasser gehen deutlich zurück. Auch in Ländern wie Ruanda, Äthiopien und Nigeria stellen Untersuchungen eine schrittweise Verbesserung der Lebensumstände fest, nicht radikal, aber Schritt für Schritt.
Gerade an Tansania lässt sich das Versagen der Entwicklungshilfe gut festmachen. So habe die Hilfe in diesem Land über Jahrzehnte versagt, Tansania galt als „Liebling der Spender“ und habe speziell in den 70er und 80er Jahren mehr Geld je Einwohner erhalten als jedes andere Land südlich der Sahara. Der wirtschaftliche und soziale Effekt der Unsummen, die ins Land geflossen sind, blieb jedoch aus, Tansania blieb eines der ärmsten Länder der Region, ein Großteil der Gelder wurde einfach verschwendet, für die Finanzierung von Prestigeprojekten vergeudet oder landete bei korrupten Beamten oder Politikern.
Ghana ist dem Ressourcenfluch entgangen und entwickelt sich zum Vorbild
Als weiteres positives Beispiel für effektive Armutsbekämpfung und schrittweise wirtschaftliche Entwicklung nennt Demling Ghana. Dieses habe nach einem Ölfund vor der Küste im Jahr 2007 vor dem Risiko gestanden, dem sog. „Ressourcenfluch“ zu verfallen. Der Begriff wurde aufgrund der Tatsache geprägt, dass reiche Bodenschätze in afrikanischen Ländern in der Vergangenheit immer wieder dazu führten, dass sich nicht etwa die Situation der Bevölkerung verbesserte und eine nachhaltige Entwicklung einsetzte, sondern die Kassen korrupter Staatschefs gefüllt und Bürgerkriege um die Rohstoffe entfesselt wurden.
Ghana sei diesem Fluch glücklicherweise entkommen, indem durch ein Gesetz vorgeschrieben wurde, dass ein großer Teil der Einnahmen aus dem Ölverkauf in die Infrastruktur oder die darbende Landwirtschaft investiert werden sollte – so konnten die Gelder endlich nicht mehr einfach in dunklen Kanälen versickern. Im Internet könnten die Bürger sogar nachverfolgen, wofür das Geld verwendet werde, eine Vertreterin der Hilfsorganisation lobt Ghana als Vorbild für andere Staaten. Auch die demokratische Entwicklung kommt in den beiden Ländern voran, damit entwickeln sie sich zu den Musterschülern Afrikas.
Schön zu sehen, dass eine effektive Entwicklungshilfe eben doch möglich und nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Viel zu lange haben die westlichen Industriestaaten bei dem Versuch, die Armut in Afrika zu lindern, gutes Geld schlechtem hinterhergeworfen, obwohl klar war, dass in vielen Fällen lediglich die Elite des Landes von den Geldströmen profitierte. Vielleicht erleben wir jetzt einen Wandel in der Entwickungspolitik, indem neue Konzepte entwickelt und erfolgreich umgesetzt werden, statt weiter mit der Gießkanne das Geld zu verteilen.
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