870 Millionen Menschen hungern und 1,6 Milliarden Tonnen Lebensmittel landen im Müll

Lange nichts von Nahrungsmittelknappheit und Hunger in der Welt gehört? Die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) hat Zahlen veröffentlicht, die zeigen, in welchem Ausmaß die Menschheit immer noch Lebens- und Nahrungsmittel verschwendet – und welche Folgen das hat. Nach Angaben der Organisation landet nicht weniger als ein Drittel der weltweit unter dem Einsatz von Menschen, Tieren, Chemikalien, Düngemitteln, Sonne… produzierten Lebensmittel am Ende nicht auf dem Teller, sondern in der Mülltonne. Angesichts der immer noch großen Zahl hungernder Menschen (die FAO geht von knapp 870 Millionen Menschen aus) ist das nur schwer zu verstehen, darüber hinaus heizen wir durch die Verschwendung auch noch unseren Planeten auf. Denn rund um den Globus werden geschätzte 3,3 Milliarden Tonnen Treibhausgase unnötig in die Atmosphäre geblasen, weil niemand die Lebensmittel isst.

1,6 Milliarden Tonnen Nahrungsmitteln gehen so flöten, die an anderer Stelle fehlen, die Kosten werden von der FAO auf knapp 750 Milliarden US-Dollar geschätzt, hier sind also alle Dimensionen der Nachhaltigkeit am Ende angeschmiert, Ökologie, Ökonomie und Soziales. 750 Milliarden US-Dollar, die Zahl muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, davon könnte man auf jeden Fall ein, zwei Schulen bauen oder drei Bäumchen pflanzen… Die Zahlenparade geht aber noch weiter, durch die Verschwendung der produzierten Lebensmittel werden auch jährlich knapp 250 Kubikkilometer Wasser vergeudet, das ist drei Mal die Menge Wasser, die im Genfer See Platz findet.

Wenig nachhaltig – knapp die Hälfte vom Obst und Gemüse wird verschwendet

Besonders hoch ist die Verschwendung bei Obst und Gemüse, hier landet laut FAO rund die Hälfte der weltweit produzierten Ware am Ende im Müll. Fleischprodukte werden zwar im Vergleich deutlich weniger verschwendet, belasten die Umwelt aber wegen des hohen Wasserverbrauchs und der anfallenden „Beiprodukte“ viel stärker als die Herstellung pflanzlicher Lebensmittel. Fleisch wird, wenig überraschend, vor allem in Regionen mit hohem Einkommen weggeschmissen.

Ein Drittel der Lebensmittel wird üblicherweise schon im Rahmen der Produktion verschwendet, vor allem in armen Ländern gibt es speziell im Rahmen der Herstellung viel Schwund. Beim Rest der Lebensmittelkette gehen die Zahlen je nach Region ziemlich auseinander. Zwischen Handel und Konsumenten werden nach den Zahlen der FAO in reichen Ländern bis zu rund 40 Prozent der Lebensmittel weggeschmissen, in ärmeren Ländern nur bis zu 16 Prozent. Bei uns in den reichen Ländern ist vor allem ein Problem, dass viele verzehrbare Lebensmittel im Einzelhandel und in den Haushalten weggeworfen werden, weil die Produkte etwa nicht der gewünschten Norm entsprechen oder weil das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist.

Bessere Abstimmung der Akteure für mehr Nachhaltigkeit gefordert

Was tun für mehr Nachhaltigkeit? Gegen die vor allem bei uns präsente Problematik des Mindesthaltbarkeitsdatums wenden sich in unserer Gesellschaft viele Menschen, indem sie noch essbare Lebensmittel aus den Abfallcontainern der Supermärkte fischen („Containern“). Auch die Politik sieht hier offenbar noch dringenden Handlungsbedarf, um die Menge der unnötig weggeworfenen Lebensmittel zu verringern – das Landwirtschafts- und Verbraucherschutzministerium spricht z. B. von einer Fehlinterpretation vieler Verbraucher hinsichtlich des Mindesthaltbarkeitsdatums und sieht hier Aufklärungsbedarf. Damit weniger Lebensmittel weggeworfen werden, hat das Ministerium auch die Kampagne „Zu gut für die Tonne“ ins Leben gerufen, um bei Verbrauchern für einen bewussteren und nachhaltigeren Umgang mit Nahrungsmitteln zu werben. Auf der Website der Kampagne gibt es z. B. einige hundert Rezepte für Reste, mit denen man übriggebliebene Lebensmittel im besten Fall noch wegkochen kann. Die FAO fordert, dass sich zum einen die Akteure der Lieferkette besser aufeinander abstimmen sollten und die Produktion von Lebensmitteln besser als bisher an die Nachfrage angepasst werden soll. Die Organisation übt zudem Kritik an der Tatsache, dass Einzelhändler in den Industriestaaten oft „perfekt essbare Lebensmittel“ allein aus ästhetischen Gründen beanstandeten.

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