Tierschutz: Bis zu 180.000 trächtige Kühe werden in Deutschland jedes Jahr geschlachtet
Die Süddeutsche Zeitung hat kürzlich über ein Drama berichtet, das Tierschützern die Nackenhaare aufstellen lässt und sich tausendfach, wenn nicht sogar hunderttausendfach in deutschen Schlachthöfen abspielt, aber von dem offenbar kaum jemand etwas weiß. In vielen Fällen landen unbemerkt trächtige Kühe auf der Schlachtbank, deren ungeborene Kälber wegen der Tötung der Mutter qualvoll verenden – eine nachhaltige, ökologische Fleischproduktion sieht anders aus. Nach Schätzungen von Experten sind bis zu vier Prozent der jährlich in Deutschland geschlachteten Kühe trächtig, das wären fast 50.000 Tiere. Andere Schätzungen gehen sogar noch von weit höheren Zahlen aus, so rechnet die Bundestierärztekammer mit bis zu 180.000 trächtigen Kühen, deren Kälber gegen Mitte oder Ende der Tragzeit gleich mit sterben müssen.
Für eine nachhaltige Fleischerzeugung soll nun geforscht werden
Die Tierärzte, die vor dem Schlachten die Tiere begutachten müssen, weisen die Verantwortung von sich. Bei den zahlreichen Tieren, die vor dem Schlachthof von den Lkw abgeladen würden, könne es durchaus vorkommen, dass eine Trächtigkeit nicht bemerkt wird, auch weil die Tiere auf verschiedene andere Auffälligkeiten überprüft werden müssen. Stattdessen seien vor allem die Landwirte in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass überhaupt keine trächtigen Tiere für die Schlachtung vorgesehen werden. Der Deutsche Bauernverband widerspricht hier auch nicht, geht aber davon aus, dass die Landwirte ihrer Verantwortung – sowohl aus ethischen aber auch aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten – nachkommen, eine Zahl von knapp 50.000 trächtigen Tieren pro Jahr hält man hier aber für wenig plausibel. Was sollen die Bauern auch zu den Schätzungen anderes sagen, Belege hat hier offensichtlich niemand in der Hand.
Das Bundeslandwirtschaftsministerium will angesichts des Problems ein Forschungsprojekt starten, um Fakten in die Diskussion zu bekommen. Mancher sieht das allerdings als verschenkte Zeit, die dem Tierschutz verloren ginge, schließlich besteht das Problem schon seit Jahrzehnten. Ein Amtstierarzt spricht sich dafür aus, das Schlachten trächtiger Tiere einfach unter Strafe zu stellen, um den Druck auf die Schlachtbetriebe und die Landwirte zu erhöhen.
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